: Der Cop ist eine Frau
■ „Blue Steel“ von Kathryn Bigelow
Megan Turner (Jamie Lee Curtis) hat als frischgebackener weiblicher Cop in New Yorker Policedepartment nichts zu gewinnen: im Privatleben muß sie sich ständig für ihren Beruf rechtfertigen („You're a beautiful woman, why did you have to become a cop?“) und im Beruf muß sie sich dafür rechtfertigen, daß sie kein nennenswertes Privatleben hat („Don't you have a boyfriend? Is there a problem somewhere for you?“). In dem Augenblick, in dem beide Sphären miteinander verschmelzen, geht es für Megan auf einmal um Leben und Tod. Sie hat sich in einen glatten Wallstreet -Typen verliebt, der in Wirklichkeit jedoch ein blutgieriger Psychopath ist, auf sie fixiert, seit er sie bei ihrem ersten Einsatz einen Kleinganoven erschießen sah. Am Tatort hat er die Waffe des Ganoven gestohlen und erschießt nun wahllos Passanten mit Kugeln, auf die er Megans Namen eingeritzt hat. Als sie die Wahrheit über ihn erfährt, beginnt zwischen beiden ein blutiges Katz-und-Maus-Spiel, in dem die Rollen ständig wechseln.
Kathryn Bigelow hat es als Albtraum inszeniert, von dem man erwartet, daß die Heldin in jedem Augenblick aus ihm erwacht - allein, sie tut es nicht. In jedem Bereich ihres Lebens scheint sie Eugene (Ron Silver) schutzlos ausgeliefert, sogar im Haus ihrer Eltern, deren heillos sadomasochistische Ehe vieles von dem vorwegnimmt, was nun der Tochter passiert. „Blue Steel“ zitiert ausführlich die vertrauten Topoi des Polizeifilmgenres: Polizist und Mörder sind ein und derselbe Charakter, nur unter anderen Vorzeichen, die Polizei ist machtlos gegenüber den Winkelzügen des Verteidigers des Mörders.
„Blue Steel“ wirkt totstilisiert: das Raumgefühl geht durch ständige Schärfenwechsel und die penetrante Fragmentierung in Großaufnahmen vollständig verloren, Gegenlichtaufnahmen dominieren den Film, als sei er ein TV-Commercial.
Gerhard Midding
„Blue Steel“, Regie: Kathryn Bigelow, Darsteller: J.L. Curtis, Ron Silver, Clancy Brown, Philip Bosco u.a., USA 1989, 102 Min.
13.2. Filmpalast Berlin Panorama, 21.15 Uhr
16.2. Colosseum 22.00 Uhr
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen