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Neulich in Schwerin

Neulich war ich in Schwerin um die schöne Stadt zu bewundern und habe den Spaziergang am Seeufer genossen. Anschließend habe ich in einem sehr guten Fischrestaurant gegessen. Das teuerste Gericht kostete zwölf DDR-Mark, also vier DM. Ich habe mich geschämt.

Dann kaufte ich in einem Bücherladen ganz wunderschöne Kunstbücher in Farbdruck für 40 DDR-Mark das Stück, also etwa elf DM. Hier würden diese Werke mindestend 60 bis 100 DM kosten. Ich habe den Kopf geschüttelt und mich wieder schämen müssen, denn ich hatte mir vorgenommen, den Ausverkauf der DDR nicht mitzumachen.

Wenn ich mir vorstelle, daß es viele DDR-BesucherInnen gibt, die auf der Straße Geld zum Schwarzmarktkurs von sechs zu eins oder gar zehn zu eins wechseln, dann meine ich, man müßte etwas dagegen tun. Nein, keine Spitzel, keine Stasi, keine Verhaftungen!

Machen Sie es ganz einfach wie auf Cuba. Dort können AusländerInnen nur mit US-Dollars zahlen und zwar einen Preis, der extra für Fremde ausgerechnet und auf jeder Speisekarte zu lesen ist. Ein Personalausweis genügt, um diese Abmachung einigermaßen zu regeln. Und die paar unentwegten „BetrügerInnen“, die es überall gibt, lassen sich verkraften.

Man sollte für AusländerInnen, die auch gern einmal in die DDR reisen möchten und in der BRD wohnen, den Visumzwang aufheben, jedenfalls für die EWG-Mitglieder, die ja doch als brüderliche und schwesterliche NachbarInnen gleichberechtigte EuropäerInnen sind und sein werden.

Dr.Georg F.Rosenstock, Reinbek

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