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Grüne Partei weiter auf Partnersuche

Parteitag lehnt Wahlbündnis mit Vereinigter Linker ab / Mathias Voigt (Grüne Liga) wünscht „Grünes Forum“ aus Grüner Partei und Neuem Forum / Mahnung zur Eile, um nicht leer auszugehen / Vera Wollenberger aus der „Initiative Kirche von unten“ wird Pressesprecherin  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Die Grüne Partei der DDR will sich weiter um die Bildung eines Bündnisses von Ökologen und Bürgerrechtsbewegung für die Volkskammerwahlen am 18. März bemühen. Als mögliche Partner stehen vor allem der Unabhängige Frauenverband (UFV), die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) und „Demokratie Jetzt“ auf der Wunschliste der Umweltpartei. Ob erneut mit VertreterInnen des Neuen Forums über ein Wahlbündnis verhandelt werden soll, erscheint dagegen unsicher. Eine Verbindung mit der „Vereinigten Linken“ (VL) ist nach dem ersten Parteitag der Grünen Partei in Halle praktisch ausgeschlossen.

In mehreren „Tendenzabstimmungen“ befürworteten die Delegierten am Sonntag nachmittag mit großer Mehrheit insbesondere ein Zusammengehen mit dem UFV und der IFM. Über das künftige Verhältnis zum Neuen Forum zeigte sich der Parteitag gespalten. Mit überwältigender Mehrheit - 43 gegen 193 Stimmen - lehnten die Delegierten ein Bündnis mit der Vereinigten Linken ab. Ein Vertreter der VL hatte in Halle vor einer Zersplitterung „unserer Kräfte“ gewarnt und die Grüne Partei als „potentiellen Partner“ bezeichnet. Unterdessen hat das Gründungsmitglied der Basisbewegung „Grüne Liga“, Mathias Voigt, insbesondere an die Grüne Partei und das Neue Forum appelliert, sich unter dem Namen „Grünes Forum“ zusammenzuschließen. „Da muß schnell was passieren, damit wir am Ende nicht mit leeren Händen dastehen“, meinte Voigt zur taz.

Für die Zeit nach der Wahl schloß der Grüne Parteitag eine Koalition mit der PDS und den ehemaligen Blockparteien explizit aus. Ausnahme: Die Bauernpartei (DBD). Ein Vertreter der DBD hatte sich im Verlauf des Parteitages in Halle namens seiner Partei für die Haltung entschuldigt, die die DBD in der Honecker-Ära gegenüber Öko-Aktivisten eingenommen hatte.

Den neuen, auf ein Jahr gewählten Vorstand der Grünen bilden Christine Weiske (Zepernick), Dorit Nessing-Stranz (Gransee), Judith Demba (Berlin), Friedrich Heilmann (Templin), Henry Schramm (Halle) und Viktor Leibrenz (Erfurt). Finanzgeschäftsführer mit Stimmrecht in Finanzfragen wurde Mario Hamel und Pressesprecherin die auch im Westen bekannte Vera Wollenberger. Frau Wollenberger gehörte früher zur „Initiative Kirche von unten“, wurde im Januar 1988 im Zusammenhang mit der Rosa-Luxemburg -Demonstration zunächst verhaftet und dann für ein Jahr ausgewiesen. In den kommenden Tagen will der neugewählte Vorstand die zentralen Wahlaussagen ausarbeiten und bekanntgeben. Darin wird nach den Worten des Vorstandsmitglieds Judith Demba auch die Forderung nach einem Baustopp für alle Atomanlagen in der DDR enthalten sein.

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