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Brandanschlag auf Schwulenzentrum

■ Polizei ermittelt auch innerhalb der Schwulenszene/ Politischer Anschlag wird ausgeschlossen / Schwulenzentrum wird nach Brandanschlag gekündigt / Finanzielle Unterstützung gefordert

München (taz) - „Allmählich wird die Situation für schwule Selbsthilfegruppen in München prekär“, äußerte sich Thomas Niederbühl von der schwulen Wählerinitiative „Rosa Liste“ besorgt. Die Ermittlungen der Münchner Polizei zum Brandanschlag auf das Schwulenzentrum „Rosa Freizeit“ in der vergangenen Woche bringen nun auch die Organisatoren des Zentrums in Bedrängnis. Da keine der Zugangstüren zum Kellergeschoß, wo das Feuer ausbrach, nach Angaben der Polizei aufgebrochen war, ermitteln die Behörden auch im Umfeld der HIV- und Aids-Anlaufstelle. Eine Herausgabe dieser Adressen wäre jedoch sehr prekär. Thomas Niederbühl hat dies bislang verweigert.

Nachdem immer wieder Wahlplakate der „Rosa Liste“ gezielt zerstört wurden, glaubt er an einen politischen Anschlag. Die Polizei hingegen kann keine „politische Motivation“ erkennen. Eine Spur, die gar zu den REPs führen würde, sei auf keinen Fall vorhanden, versucht ein Sprecher des Polizeipräsidiums einen derartigen Verdacht sofort im Keim zu ersticken. In wenigen Tagen schon will die Polizei die Ermittlungen abgeschlossen haben und ein Ergebnis präsentieren.

Das Feuer war am frühen Morgen gegen fünf Uhr gelegt worden, Sachschaden etwa 5.000 DM. Nicht nur der materielle Schaden macht den Schwulen zu schaffen. Ärger bekam das Schwulenzentrum auch noch mit dem Vermieter der Räume. „Der Vermieter nahm den heimtückischen Anschlag zum Anlaß, eine fristlose Kündigung auszusprechen“, empört sich Niederbühl. Für die Müchner Schwulenszene bedeutet dies, daß damit nicht nur die Schwulengruppe „Rosa Freizeit“ auf der Straße steht, sondern auch der regelmäßige Treffpunkt für HIV-Infizierte und Aidskranke sowie deren FreundInnen und Angehörige keine Bleibe mehr hat. Bereits im November vergangenen Jahres mußte der Verein für sexuelle Gleichberechtigung (VSG) auf Druck der Hausbewohner sein Zentrum räumen. Auch die Wählerinitiative „Rosa Liste“ verliert durch den Brandanschlag ihr Büro. Für ihre Arbeit fordern die Schwulen jetzt Geld von der Stadt München.

lui

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