: Frauenwürde antastbar
■ Zu „Sitzfleischkarrieren“, 8.2.90
Das Interessante an der plötzlichen Sitzfleischdiskussion um die neue Sozialsenatorin der SPD ist für mich, daß alle männlichen Sitzfleischkarrieristen vorher unerwähnt bleiben. (...) Endlich ist mal eine gefunden, die nicht Mehrfachqualifikation nachweisen kann, und schon stürzen sich alle auf sie und führen eine Diskussion, die schon viel früher angestanden hätte. Wie war das noch? Erst wenn auch die mittelmäßigen Frauen Karriere machen, ist die Emanzipation verwirklicht? (Wobei noch völlig offen ist, ob Frau Uhl mittelmäßig ist ... Bei der Vorverurteilung kann sie ja nur besser sein als ihr Ruf). Ähnliches gilt für den Rummel um Frau Lill: Wie der Buten-und-Binnen-Kameramann seine Kamera zack auf ihren Terminkalender richtete, ohne Achtung vor der Person. (...) Wenn Frauen sich in die Öffentlichkeit begeben, sollen sie wohl merken, was sie davon haben. Ob das die anderen davon abhält, sich bemerkbar zu machen? Ursula Kappelhof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen