: Kleinteilige Einmischung
■ Gestern gab es Streit um FU-Sondermittel im Kuratorium / Senatorin Riedmüller will Freigabe der Gelder nicht akzeptieren / FU sieht Autonomie der Hochschule bedroht
Der monatelange Kampf um die Verteilung von Sondermitteln an der FU ist - vorerst zumindest - entschieden. Das Kuratorium der FU stimmte gestern mit klarer Mehrheit einem Verteilungsplan zu, den der Akademische Senat (AS) zuvor verabschiedet hatte.
Bei den Geldern - 11,9 Millionen Mark - handelt es sich um einen Teil der Zusatzmittel, die der rot-grüne Senat den Hochschulen zur Bewältigung ihrer Überlast bewilligt hatte. Damit sie nicht wirkungslos in den Haushaltstiefen der Universitäten versinken, hatte der Senat angeordnet, daß sie zweckgebunden für Frauen- und Forschungsförderung und für Studienreformmaßnahmen eingesetzt werden. Ende letzten Jahres zog der Senat die Notbremse und sperrte die Mittel, als er merkte, daß vor allem die FU die Gelder nach undurchsichtigen Kriterien verteilte. Die FU richtete daraufhin eine Kommission für Studium und Lehre (LSK) ein, die einen neuen Plan aufstellte, wohin die Gelder fließen sollen. Unter anderem wurde beschlossen, die Faschismusforschung, Friedensforschung und die (auch in der DDR) stark nachgefragte sozialwissenschaftliche Umweltforschung zu fördern. Der LSK wurde von allen politischen Seiten an der FU bescheinigt, daß sie gute Arbeit geleistet habe.
Damit schienen die Weichen für die Freigabe der Gelder gestellt, zumal der Finanzsenator bereits grünes Licht gegeben hatte. Als der vom Akademischen Senat der FU abgesegnete Verteilungsplan gestern im höchsten Gremium der FU, dem Kuratorium, verabschiedet werden sollte, kam es dennoch zu einem Streit zwischen FU und Senatorin Riedmüller -Seel, der sich zu einer Grundsatzdebatte über die Hochschulautonomie entwickelte. Die Senatsverwaltung hatte im Vorfeld einige der Projekte, die die FU fördern will, abgelehnt und versucht, die Freigabe der Mittel weiter zu blockieren. Auch die Wissenschaftssenatorin setzte sich dafür ein, daß der von der FU vorgelegte Verteilungsplan noch einmal abgeändert werde. Von Universitätsvertretern wurde ihr daraufhin vorgeworfen, daß sie - wie ihr Vorgänger Turner - wieder in die Universitäten hineinregiere. Die AL -Abgeordnete Hilde Schramm warnte die Senatorin davor, sich „zu kleinteilig“ in die universitären Angelegenheiten einzumischen. Auch wenn es bei dem Verteilungsplan einzelne problematische Projekte gebe, müsse die Senatorin anerkennen, daß sich die FU bei der neuerlichen Mittelverteilung an die Senatsauflagen gehalten habe. Senatorin Riedmüller-Seel dagegen: „Ich bin angetreten, das festgefahrene Schiff FU wieder in Bewegung zu bringen.“ Sie monierte vor allem, daß in der Forschungsförderung über die Sondermittel neue Dauerstellen eingerichtet werden sollen. Obwohl sich das Kuratorium gegen die Senatorin durchsetzte und grünes Licht für die Freigabe der Gelder erteilte, ist das letzte Wort möglicherweise immer noch nicht gesprochen. Die Senatorin kündigte an, daß sie sich der Kuratoriumsentscheidung nicht beugen wolle.
wist
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