: Aids-Berater-Zoff
■ Projektinterne Personalstreitereien bei der türkischen Aids-Beratungsstelle „Aids-Danisma-Merkezi“
Bereits Ende November wurde die erste Aids-Beratungsstelle Aids-Danisma-Merkezi - für türkische Mitbürger in der Skalitzer Straße 138 eröffnet. Das Landesinstitut für Tropenmedizin stellte der „Gesellschaft türkischer Ärzte“ Mittel zur Verfügung, um ein Defizit in der Stadt zu beheben. Bislang gab es keine Beratungseinrichtung, die sich an die türkische Bevölkerung wandte. Viele Risikogruppen mit türkischer Muttersprache werden von den Aufklärungs- und Beratungsangeboten in deutscher Sprache nicht erreicht.
Projektinterne Querelen verhinderten jedoch bislang die Aufnahme der Beratungstätigkeit. Vier von fünf Mitarbeitern wurde von der Projektleitung gekündigt, da, so die Leiterin Ball-Erekul, bei ihnen nicht gewährleistet war, ob sie sich in ihrer Arbeit an die „Berliner Linie“ halten. (Keine Zwangstestung und Separation von infizierten Kindern in den Kitas etc.) Ein Vorwurf, den die gekündigten Mitarbeiter ihrerseits entrüstet zurückweisen. Diese kritisieren den bisherigen Projektverlauf. „Am Anfang war lediglich das Geld, aber kein Konzept, welche Bereiche von der Beratungsstelle bearbeitet werden sollten. Wir hatten den Eindruck, daß die Beratungsstelle vom Senat dafür mißbraucht wurde, um in der Öffentlichkeit zu demonstrieren, daß sie etwas für Ausländer tun“, so die Wahrnehmung des gekündigten Mitarbeiters Dr. Halis Cicek. Vor allem zweifeln die gekündigten Mitarbeiter die Kompetenz des Projektträgers, der „Gesellschaft Berliner Ärzte“ an. „Die Gesellschaft ist ein honoriger Verein, der mit dem Projekt völlig überfordert ist.“ Eine Ausschußsitzung des Senats bestätigte gestern die Trägerschaft des Projektes. Es bleibt bei der Kündigung der Mitarbeiter. Ende März soll das „Aids Danisma Merkezi“ endlich mit neuen Mitarbeitern die Arbeit aufnehmen.
Seidel-Pielen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen