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Gesamtdeutsche Wetterfront

■ ARD-Meteorologen heben Rostock, Metropole der DDR-Nordlichter, auf ihre Karte

Die Wiedervereinigung macht den TV-Wettervermittlern Probleme. Denn für die vielen noch in die Wetterkarten einzuzeichnenden Ost-Metropolen bleibt vor lauter Hochdruckkeilen, Warmluftfronten und Celsiusgraden kein Platz. Die ZDF-Meteorologen haben sich deshalb erst mal die Beibehaltung des deutsch-deutschen Status quo verordnet. Für weitere Städte außer Berlin und Dresden, die schon seit 27 Jahren verzeichnet sind, sei kein Platz, meint ein ZDF -Graphiker: „Das „Wettergeschehen ist wichtiger.“

Die ARD hingegen müht sich, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Seit dem letzten Wochenende blinkt ein nagelneues blendend weißes Rostock im Norden, die Heldenstadt Leipzig ist schon seit November dabei - schließlich kann das Montagswetter demo-entscheidend sein. Mehr sei vorerst nicht drin, meint Wetterzeichner Erlitz, „zumindest aus graphischen Gesichtspunkten“. Schließlich sollten die Städtenamen lediglich der Orientierung dienen.

Beide öffentlich-rechtlichen Sender erhalten seit der DDR -Wende waschkörbeweise Komplettierungswünsche nationalbewußter Zuschauer. Doch die Graphiker wollen hart bleiben. Schließlich haben sie schon lange Erfahrungen mit den ungebührlichsten Forderungen aller möglichen schwarzsehenden westdeutschen Kommunen. ARD-Wetterhahn Erlitz, der immerhin Hamburg, Bonn, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München auf der Karte hat, weiß von dringlichen lokalpatriotischen Gesuchen der Spielzeugstadt Nürnberg zu berichten, die er abschlägig bescheiden mußte. Auch habe er sich ständig mit den auf Köln neidischen Düsseldorfern rumschlagen müssen: „Aber ich kann das Ding eben nicht völlig zupflastern.“ Erlitz‘ Chefredakteur Wilhelm von Sternburg hingegen sieht die deutsche Wetterfrage nicht so eng: Er will, wenn der großdeutsche Tag X dann kommt, „mal sehen, was noch rein paßt“.

kotte

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