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Koka - der Notanker in der Krise

■ Die Andenländer können sich nur durch die Koka-Ökonomie über Wasser halten

Die 25 Millionen US-Amerikaner, die illegale Drogen konsumieren, geben dafür jedes Jahr rund 50 Milliarden Dollar aus. Allein für Kokain zahlen die fünf bis zehn Millionen Verbraucher jährlich 20 bis 25 Milliarden Dollar, das heißt mindestens 2.000 Dollar pro Person. Zum Vergleich: Diese Ausgaben für Drogen entsprechen ungefähr dem gesamten Bruttosozialprodukt der drei Andenländer Kolumbien, Peru und Bolivien zusammen. Die 2.000 Dollar, die der Durchschnittskonsument in den USA pro Jahr für Kokain ausgibt, sind weit mehr als das jährliche Pro-Kopf-Einkommen in den Produzentenländern: 1988 in Kolumbien 1.400, in Peru 900 und in Bolivien 780 US-Dollar.

Dabei sind als Ergebnis des beständig gewachsenen Angebots die Preise für Kokain in den letzten Jahren stark gefallen. Der Großhandelspreis für Kokain ist von 55.000 Dollar pro Kilo 1980 auf ein Rekordtief von 11.000 Dollar pro Kilo 1988 gefallen. Bei einem Preis von 80 bis 100 Dollar pro Gramm können die Zwischenhändler bis zu 80.000 Dollar pro Kilo Kokain verdienen.

Im Gegensatz dazu verkauft der kleine bolivianische Koka -Anbauer ganz am Anfang der Kette seine geernteten Blätter für einen Kilopreis von umgerechnet zwischen 1,20 und 2,20 US-Dollar. Dennoch ist die Profitrate für die Campesinos beim Anbau von Koka immer noch fast zweieinhalbmal so hoch wie bei Kakao, dem lukrativsten legalen Produkt, wie eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie im peruanischen Huallaga -Tal nachweist. Gegenüber dem traditionell angebauten gelben Mais läßt sich mit Koka gar das Vierzigfache verdienen.

Dementsprechend skeptisch stehen auch die meisten Koka -Bauern den Programmen gegenüber, die den Anbau von Koka durch andere, legale Produkte ersetzen wollen. Das Kokain -Geld spielt auch eine entscheidende Rolle, um die schwere Wirtschaftskrise abzufedern, der sich Peru und Bolivien aufgrund der Auslandsverschuldung und der Strukturanpassungsprogramme gegenübersehen. Und es ist auch entscheidend dafür, daß sich Kolumbiens Wirtschaftssituation relativ besser darstellt.

Daß sie die Krise überleben, verdanken in Peru und Bolivien Hunderttausende von Menschen der Koka-Kokain-Ökonomie. Konservative Schätzungen der Londoner Wirtschaftszeitung 'The Economist‘ nennen für Bolivien und Peru jeweils 375 Millionen Dollar an Kokain-Exporten 1987. Die Einnahmen Kolumbiens, dessen Narco-Unternehmer weitestgehend den Großhandel beherrschen, werden auf 750 Millionen Dollar geschätzt.

Dies ist natürlich nur ein Bruchteil dessen, was die Drogenhändler in Auslandsinvestitionen und in das internationale Bankensystem pumpen, die den größten Gewinn aus den Drogenerträgen ziehen. Den Gesamtertrag der kolumbianischen Drogenproduktion beziffert der Ökonom Carlos Caballero in einer Studie auf 7,1 Milliarden Dollar. Nach seinen Schätzungen fließen davon 1,5 Milliarden Dollar in den Wirtschaftskreislauf des Landes, nur knapp weniger als die 1,6 Millionen Dollar aus dem Kaffee-Export, Kolumbiens wichtigstem legalen Exportprodukt. Insgesamt beschäftigt die Koka-Kokain-Ökonomie in den drei Andenländern direkt 1,5 Millionen Menschen als Bauern, Tagelöhner, Erntehelfer, Weiterverarbeiter, Mittelsleute, Transporteure und Privatpolizisten.

(Auszüge aus einer in diesem Monat erschienen Studie des US-amerikanischen PANOS-Instituts: „Beyond Law Enforcement Narcotics and Development“)

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