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Die Gastarbeiter

■ 50 Deutsche leben und lassen leben auf der Südseeinsel

Der Tag des Mauerdurchbruchs war auch auf der fernen Südseeinsel ein besonderer: Ein knappes Dutzend der etwa 50 Deutschen in Tonga traf sich in der Kneipe des Hamburgers Boris zur Patriotenfeier, gröhlte die Nationalhymne durch die laue Nacht und hißte die schwarzrotgoldene Fahne. Deutschland über alles, von der Maas bis zum andern Ende der Welt. Die Deutschen in Tonga sind in der Mehrzahl Mittelständler: Restaurants, Pensionen, Elektrogeschäft, Souvenirbude. Sie leben gut und lassen leben: Tonganische Angestellte („sind für mich nichts als Tiere“, so einer der Privatkolonialisten) werden aus der Hängematte heraus herumgescheucht. Für die Aufenthaltsgenehmigung wird schonmal eine Tonganerin geehelicht. Nicht wenige sind wegen heimatlicher Schulden und Alimente geflüchtet; da ist ein Ex -Bulle und ein Ex-Soldat - und der Chefmechaniker der königlichen Fahrzeugflotte. Stolz trägt er den grauen Mercedes-Blaumann durch die Tropen, rühmt sich „guter Kontakte zum Dicken“ und stellt klar: „Mir ist egal, wo ich arbeite, ob Monarchie, Anarchie, Demokratie oder was weiß ich. Hauptsache, das Geld stimmt.“

Aussteiger? Eine Bio-Ingenieurin, ehemals bei Greenpeace, macht in Sonnenkollektoren. Ein Münchner Pärchen (er war Bau -Oberrat im bayerischen Innenministerium) hat gleich eine ganze Insel auf 99 Jahre gepachtet und dort komfortable Touristenhütten gebaut. Christiane und Dieter leben hier auf Kosten der Brehm-Stiftung, um sich um vom Aussterben bedrohte Pompadour-Sittiche und Großfußhühner zu kümmern. Als „Alternative“, sagt Christiane, sei sie doppelte Außenseiterin: Mit den meisten Deutschen hier wolle sie nichts am Hut haben, und mit den TonganerInnen gebe es „Punkte, da ist Schluß mit der Annäherung“: Kindererziehung, Ernährungsfragen, das Macho-Verhalten der Männer. Für die Einheimischen sind die Ausländer, die „Palangis“, ohnehin alle gleich komische Typen.

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