piwik no script img

Catch as catch um Turnhallen

■ Sportsenator Kröning: Wenn schon Hallenbelegung, dann bitte auch Hallenneubau

Das war ein Mal der Eingang zur Turnhalle Barkhof. Jetzt sperrt ein Brettermauer die Übersiedler von anderen Nutzern ab. Foto: Wolfram Steinberg

Was macht ein Sportsenator, der einmal im Jahr eine neue Turnhalle einweihen darf, dem im Moment aber von Woche zu Woche mindestens eine alte Halle abhanden kommt, ohne daß er auch nur vorab informiert wird? Er ist ziemlich sauer. So präsentierte sich zumindest gestern Volker Kröning, nachdem inzwischen bereits vier Hallen von DDR-Aussiedlern belegt und weitere fünf als Notreserve vorgesehen sind. Kröning: „Das was jetzt stattfindet, ist von keinem Senatsbeschluß gedeckt.“ Im November hatte die Stadtregierung beschlossen, vier Hallen als „Überlaufreserve“ vorzusehen, vorausgesetzt, daß alle anderen öffentlichen und verfügbaren Gebäude belegt sind. Und außerdem sollten die unfreiwilligen TurnhallenbewohnerInnen nur übergangsweise zwischen Sprossenwänden untergebracht werden. Ein Beschluß, der längst von der Wirklichkeit überholt ist. „Das ist auf unbefristete Zeit“, meint Kröning, und: „Wir befinden uns auf einer rutschigen, abschüssigen Ebene.“ Auch Kröning sieht sich und die Sporthallen vor einem „Dillemma“, da „wie weder abweisen wollen noch können und Bunker oder Zeltlager nicht zumutbar sind.“ Aber daß jetzt ohne Mitsprache, Abstimmung oder wenigstens rechtzeitige Information eine Halle nach der nächsten zur Notunterkunft wird, mag er so nicht mehr hinnehmen. „Wir haben dem Krisenstab mitgeteilt, daß der Sportsenator das nicht mehr mitträgt.“

Doch Kröning wollte nicht nur klagen, sondern sich „auch irgendwie mit einer Perspektive einschalten.“ So sollten die Sportvereine in einen Dialog einbezogen werden, inwieweit sie „noch zusammenrücken können“. Zweite perspektivische Fragestellung: „Wie kann der Sport die Folgen abfangen?“ Und da schwebt Kröning vor, daß das auf bislang fünf Jahre ausgelegte Neubauprogramm von einer Halle jährlich „forciert und aufgestockt“ wird. Außerdem möchte er die Gunst der ungünstigen Stunde nutzen und die Sportvereine mit einer Erhöhung der Übungsleiterpauschale erfreuen. „Die Stadt hat dankend die sozialen Leistungen der Sportvereine mit angesehen, ohne aber große Unterstützung zu leisten.“

Am kommenden Dienstag darf Kröning für seine Turnhallenneubau-Idee im Senat streiten. Bis dahin können neue Zahlen zum Übersiedlerstrom die Lage wieder völlig verändern. Dann will nämlich der Sozialsenator neue Prognosen für dieses Jahr vorlegen.

hbk

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen