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SPIEGELECHOSPIEGEL

■ Mimmo Catania in der Galerie Loulou Lasard

In der Galerie Loulou Lasard in der Schöneberger Crellestraße 42a sind noch bis zum 21. Februar Bildobjekte des italienischen Malers Mimmo Catania zu sehen.

Die gezeigten Werke befinden sich in bemerkenswert klarer und sinnlicher Weise mit der Bildentstehung durch Berührung zweier Medien. Kopiertechnische Reproduktionen und Spiegelungen haben als gemeinsame Grenzfläche die Vervielfachung, die von Catania wie ein malerisches Material benutzt wird. Er schafft sich derart Malgrund und bildgestaltende Mittel, deren Gemeinsames, das Vervielfachte und die bis ins Unendlich denkbare Vervielfachung, eine abstrakte Bildqualität offenbart. Sie besteht nahezu unabhängig von der realen physischen Existenz des Bildojektes, denn schon beim Erfassen ist der Betrachter gezwungen, mindestens zwei Positionen einzunehmen. Was ihn dann beim geistigen Zusammenfügen notwendig zur abstrakten Form bringt.

Es handelt sich nicht um kinetische Kunst, die das Objekt, gleich wie, bewegt, auch nicht um die Darstellung von Bewegung. Mit und an dieser Kunst läßt sich die sinnliche Erfahrung verschiedener Bildwirklichkeiten machen, die interferieren und sich gegenseitig bedingen.

Eine Polarisierung der Elemente: das Flache und das Räumliche, das Farbarme und das knallig Farbige, das technische Produkt und das zufällig Gefundene - wirkt als zuspitzende Einschränkung, die auch das Spiel dieser neben-, mit- und durcheinander bestehenden Bildqualitäten übersehbar macht.

Zu sehen sind vier Wandbildobjekte und ein thematisch abweichendes Holzobjekt, das auf dem Kellerboden ausgebreitet ist. Den Bildobjekten ist gemeinsam, daß sie einen Bildgrund aus gereihten, teilweise überarbeiteten Fotokopien von jeweils einer von Catania geschaffenen Zeichnung haben. Darauf hängt je ein Objekt, in das exakt geschnittene Spiegel so montiert sind, daß sie sich widerspiegeln. Das ist aber nur zu erkennen, wenn sich der Betrachter neugierig mit seinen Augen in diese Optik einschaltet und dann folgendes sieht: seine Augen, einen Teil des Bildgrundes, einen Teil des Objektes. Alles vervielfältigt sich unendlich oft, verjüngt, verkleinert und verliert sich echogleich in den Widerspiegelungen der Gegenspiegel. Es entsteht ein rein virtuelles räumliches Bild, in dem der Betrachter sich als Teil sieht und unendlich oft reflektiert wird. Er wirkt mit. Entzieht er sich, zerfällt das Bild. Doch sicherlich hat er nun das Bild im Kopf behalten, und tritt er zurück, sieht er das Ganze mit neuen Augen. Er weiß von den verschwundenen Bildern, die durch ihn aus ihrer stillen unendlichen Selbstbespiegelung erweckbar sind. Geheimnisvoll und produktiv sind sie geworden. Zwischen zwei Bildwirklichkeiten ist Platz für das Unwirkliche und Fantastische entstanden. Titel wie „Titanic's Enigma“, „Zentrum der Erde“ und „Die Welt von Gestern“ sind nachvollziehbar geworden.

RED

Mimmo Catania „Reflessioni“, bis 21. Februar in der Galerie Loulou Lasard, Crellestraße 42a, 1-62, Di-Fr 15-19, Sa 12-15 Uhr.

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