Eine zündende Idee

■ Streichholzschachteln mit Berlinmotiven hielten im Jahr 1955 das Wiedervereinigungsziel wach

Zwischen den Bundestagswahlen Ende 1953 und Mitte 1956 erlahmte die Berlin-Hauptstadtdebatte. Man hatte sich mit dem Provisorium Bonn eingerichtet, das Wirtschaftswunder kostete Zeit und Energie. Auch die Meinungsumfragen besorgten die Berlinpolitiker, vor allem in den süddeutschen Kleinstädten verbreitete sich eine Berlinmüdigkeit. Da mußte was getan werden, bis ins kleinste Dorf sollte die Aufgabe „Wiedervereinigung“ wachgehalten werden. Ein Beamter kam auf eine zündende Idee. Die Deutsche Zündwarenmonopolgesellschaft, zu 100 Prozent Staatsbetrieb, sollte monatlich 45 Millionen Streichholzschachteln mit einem Berlinmotiv verkaufen. Die erste von vier Serien erschien im November 1955. Die erstaunten Hausfrauen und die Raucher von Kiel bis Rosenheim hatten gar keine Alternative. Ob sie wollten oder nicht, Feuer gab es nur aus einem Schächtelchen. Darauf war ein schwarzer Bär auf gelbem Grund zu sehen. Darunter stand, „Berlin bleibt Berlin“. Im Monatsabstand erschienen die nächsten Motive. Im Dezember stieg der Bär schwarz-rote Stufen empor, gleichsam ein Symbol für die aufstrebende Berliner Wirtschaft. Im Januar 1956 stand der zufrieden lachende Bär neben einem rauchenden Schornstein, „Berlin schafft es“ und das Abschlußmotiv zeigte Berlin als Mittelpunkt eines gesamtdeutschen Lebens. Einladend stand der Bär da, vier Köder zielten in alle Himmelsrichtungen. Fünf Pfennig kostete eine Schachtel, und die Erlöse flossen in die Berlinhilfe. Auf einer Versteigerungsaktion in Hamburg 1984 erzielte ein kompletter Bärensatz glatte 1.000 Mark.

ak