: Konziliante Geste an Apartheid
■ Britisches Cricketteam spielt in Südafrika: reduziertes Programm, dafür keine Demonstrationen
Johannesburg (taz) - Die Spielserie einer englischen Cricketmannschaft, die trotz des internationalen Sportboykotts nach Südafrika gekommen war, ist am Mittwoch überraschend auf die Hälfte eingeschränkt worden.
Darauf einigten sich der südafrikanische Cricketverband SACU und der oppositionelle Nationale Sportkongress (NSC), der zahlreiche Demonstrationen gegen die sogenannte „Rebellenmannschaft“ organisiert hatte. Offenbar kam die Vereinbarung zustande, nachdem der Afrikanische Nationalkongress (ANC) auf beide Seiten Druck ausgeübt hatte. Statt acht werden die sportiven Apartheidfreunde nur noch vier Spiele austragen; vor allem, um die Kosten des SACU zu decken. Der NSC hat sich bereiterklärt, keine Demonstrationen gegen diese Spiele zu organisieren. SACU -Direktor Ali Bacher sagte vor der Presse, daß die jüngsten politischen Entwicklungen den Verband „überholt“ hätten. In der derzeitigen Situation sei eine konziliante Geste notwendig gewesen.
„Der SACU hat den Widerstand gegen diese Mannschaft unterschätzt“, sagte Bacher. NSC-Generalsekretär Krish Naidoo betonte, daß die Diskussion um den Auftritt der Cricketmannschaft dem Sport im allgemeinen genützt habe. „Wir wollen den SACU nicht zerstören,“ sagte Naidoo. „Wir wollen Cricket in Südafrika aufbauen.“ Bacher räumte ein, daß ein Aufruf des NSC an seine Unterstützer, nicht mehr gegen die britischen Cricketspieler zu demonstrieren, eine wichtige Konzession war. Offenbar hatte ein führendes ANC -Mitglied telefonisch am Wochende sowohl mit Bacher als auch mit Naidoo Kontakt aufgenommen.
Dem ANC lag es daran, die Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit der Polizei rund um die Cricketmannschaft zu verhindern, um die politische Spannung in Südafrika nicht noch zu erhöhen.
Hans Brandt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen