Sintflut überschwemmt den Süden

■ Tote und Verletzte nach heftigen Unwettern in Süddeutschland / Schneemassen, Erdrutsche und Lawinen auch in Österreich, Frankreich und der Schweiz / Rhein stieg um mehr als das Doppelte / Orte abgeschnitten

Hamburg (dpa/taz) - Sintflutartige Regenfälle und die Schmelze des Restschnees haben im Süden der Bundesrepublik, Österreich, der Schweiz und in Westfrankreich Überschwemmungen, Erdrutsche und Lawinen verursacht. Eine noch unbekannte Zahl von Menschen kamen ums Leben oder wurden verletzt. Die Schäden sind unabsehbar. Hochwasser bedrohte die Gebiete am Hochrhein, Neckar, Mosel und Saar. Die Schiffahrt mußte streckenweise eingestellt werden. In den Alpen herrschte akute Lawinengefahr. Pässe wurden gesperrt. Ungeahnte Schneemengen fielen innerhalb weniger Stunden.

In Süddeutschland mußten viele Straßen nach Erdrutschen und Überflutungen gesperrt werden. Vor allem große Teile Baden -Württembergs und Bayerns waren betroffen. In einigen Orten wurde Katastrophenalarm ausgelöst, die kommunalen Krisenstäbe traten zusammen. In Donaueschingen brach ein Damm. In der Nähe von Gernsbach im Südwesten drohte eine Brücke einzustürzen. Der Bodensee verzeichnete in Konstanz den kräftigsten Anstieg seit Jahrzehnten.

Zwei Zahlen, die das Ausmaß der Sintflut deutlich machen: Auf der Ostalb bei Stetten fielen 43,6 Liter Niederschläge pro Quadratmeter. Im ganzen Monat Januar waren hier nur 32 Liter heruntergekommen. In Rheinfelden stieg der Wasserstand des Rheins innerhalb von 48 Stunden um 3,36 Meter auf 5,18 Meter, also mehr als das Doppelte.

In Westfrankreich kamen bei Überschwemmungen und durch Lawinen sechs Menschen ums Leben, fünf weitere wurden verletzt. Im Elsaß wurde ein Autofahrer von den Wassermassen weggeschwemmt - er ertrank. Tote gab es auch im nahen Gebiet Belfort, wo mehrere Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten wurden. In Savoyen mußten 50 Häuser wegen Schlammlawinen evakuiert werden. Auch im Rhonetal und in der Bretagne kam es zu Überschwemmungen.

Riesige Schneemassen werden aus der Schweiz und Österreich gemeldet, wo seit Wochenanfang mehr als ein Meter Neuschnee fiel. Nach der Sperrung großer Paßstraßen sind die Orte Lech, Zürs und fast das ganze Engadin von der Außenwelt abgeschnitten.