: New Yorks U-Bahn im Trauerkleid
Der Graffiti-Künstler Keith Haring ist 31jährig in Manhattan an Aids gestorben ■ P O R T R A I T
New York (dpa) - Der amerikanische Graffiti-Künstler Keith Haring, der seine strahlenumkränzten Strichmännchen in der New Yorker U-Bahn sprühte und dafür mehrmals festgenommen wurde, bevor er in die internationale Kunstszene aufstieg, ist am Freitag im Alter von 31 Jahren an Aids gestorben. Haring hatte anfänglich ganz brav-klassisch eine Kunstakademie in New York besucht, sich aber schon früh zum malerischen Untergrund hingezogen gefühlt, wo unzählige mit Farbsprühdosen bewaffnete Amateurkünstler die U-Bahnzüge mit mehr oder weniger phantasievollen Mustern und Botschaften bedeckten. „Bewegliche Kunst“ nannte Haring die Graffiti, „Malereien, die zu einem kommen, statt andersrum.“
Die Behörden sahen das anders. Der Sprayer mußte mehrfach Strafen zahlen und wanderte gelegentlich auch für kurze Zeit in den Knast. Bald jedoch fand Harings Kunst den Weg an die Oberfläche, seine gestrichelten Babys, Hunde und Raketen wurden in Galerien in aller Welt ausgestellt, und aus der brotlosen Kunst wurde eine lukrative Sache. 1983 zeigte das Whitney-Museum für amerikanische Kunst seine Graffiti auf einer fünfeinhalb Meter langen Wand. Die unverwechselbaren Figuren zierten auch zahlreiche Magazin-Titel, Plattenalben und Bühnenbilder. Das Whitney-Museum bereitet zur Zeit eine Einzelausstellung mit Werken Harings vor. 1986 hatte er auch ein Teilstück der Berliner Mauer gestaltet.
Die U-Bahn-Graffiti aber starben schon vor ihrem prominentesten Vertreter. Im letzten Jahr hatte die New Yorker Verkehrsbehörde ihre U-Bahn in einem Anfall städtisch -bürokratischer Ignoranz für „graffitifrei“ erklärt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen