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Neue Aids-Politik gefordert

■ Durch verstärkte Information Aids-Ausweitung in der DDR nach Grenzöffnung vorbeugen

Wiesbaden (ap) - Vom Erfolg einer möglichst intensiven Informations- und Aufklärungsarbeit wird es nach Einschätzung der Aids-Hilfe DDR abhängen, ob auch in Zukunft von einer „epidemiologisch günstigen Situation“ in der DDR gesprochen werden kann. Vertreter der Selbsthilfeorganisation forderten am Wochenende auf einem zweitägigen Kongreß der Aids-Hilfen in Wiesbaden, die DDR müsse nach der Öffnung der Grenzen ihre Aids-Politik ändern und verstärkt auf Information statt auf Kontrolle durch staatliche Organe setzen. Die bundesdeutsche Aids-Hilfe rügte auf dem Kongreß „Verstöße gegen Grundrechte und ethische Prinzipien“ beim Umgang mit HIV-infizierten oder Aids-kranken Strafgefangenen und sprach von Zwangstestungen, Isolierung und unzureichender ärztlicher Versorgung.

An dem Kongreß in Wiesbaden nahmen am Samstag und Sonntag 150 Vertreter der 90 regionalen Aids-Hilfen in der Bundesrepublik sowie zwei Mitarbeiter der Aids-Hilfe DDR teil. Nach Angaben von Günter Grau von der Aids-Hilfe DDR waren zum Jahresende 1989 der Weltgesundheitsorganisation aus seinem Land 17 Aids-Erkrankungen und 87 HIV-Infektionen gemeldet worden. Die bislang günstige Lage sei aber weniger auf die Aids-Politik zurückzuführen als auf die Isolation der DDR sowie das Fehlen einer Drogenszene. Die Aids-Politik sei von einem restriktiven Vorgehen der Behörden gekennzeichnet gewesen. So habe es bis zum 31.Dezember 1989 Zwangstests bei Strafgefangenen gegeben sowie bei Ausländern, die sich länger als drei Monate in der DDR aufhalten wollten.

Die Aids-Hilfen in der BRD und der DDR haben mittlerweile eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Mit bundesdeutscher Unterstützung sollen auch die regionalen Gruppen in der DDR arbeitsfähig gemacht werden.

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