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Gorleben-Blockade gewaltsam geräumt

„Widerstandsfrühstück“ mit 200 TeilnehmerInnen aufgelöst / Eilantrag gegen Pilotkonditionierungsanlage beim Verwaltungsgericht Lüneburg eingereicht / Schüler legten Kreuzungen lahm - in den großen Pausen  ■  Aus Gorleben Gabi Haas

Gestern nachmittag haben Polizeieinheiten die etwa 200 TeilnehmerInnen einer Blockade am Baugelände der geplanten Pilotkonditionierungsanlage (PKA) im niedersächsischen Gorleben gewaltsam geräumt. Zuvor hatten die Lüchow -Dannenberger AtomgegnerInnen mehr als acht Stunden lang die Zufahrt zu der umstrittenen Baustelle versperrt. Sie wehrten sich so zäh gegen die Räumung, daß die eingesetzten Polizeikräfte sie nur mit teilweise äußerst harten Mitteln aus dem Weg zerren konnten. Insgesamt benötigten die Beamten eine halbe Stunde, um einem Konvoi mit Baumaterialien die Durchfahrt zu ermöglichen. Mehrere Personen wurden im Rahmen dieser Aktion festgenommen.

Dabei hatte in den Morgenstunden alles so heiter begonnen: Als die ersten Arbeiter noch in der Dämmerung zu ihrem Einsatz auf dem PKA-Gelände einrücken wollten, wurde ihnen der Weg durch eine illustre Frühstücksgesellschaft versperrt . Die 200 TeilnehmerInnen eines „Widerstandsfrühstückes“ saßen an weißgedeckten Tafeln, auf denen es an nichts fehlte, was zu einem deftigen Morgenimbiß gehört. Die Polizei begnügte sich zunnächst mit der Beobachterrolle, derweil die PKA-GegnerInnen ihre Käsestullen und Nougatbrötchen goutierten. Mit ihrem ausgedehnten Picknick protestierten sie gegen den für den 19. Februar von der Betreiberfirma DWK - die auch die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf bauen wollte offiziell angekündigten Baubeginn der atomaren Anlage.

Protestaktionen fanden auch anderenorts statt: Zur gleichen Zeit blockierte eine kleinere Menschengruppe drei Stunden lang die Zufahrt zu der Firma Hoppe & Stolt, die am Bau der Pilotkonditionierungsanlage beteiligt ist. In den Kreisstädten Lüchow und Dannenberg legten SchülerInnen während ihrer großen Pausen die Hauptverkehrskreuzungen lahm. Und von dem Dannenberger Krankenhaus wurde eine Mahnwache gemeldet. Gegen den Bau der PKA liegt gegenwärtig ein Eilantrag beim Lüneburger Oberverwaltungsgericht zur Entscheidung vor.

Bereits am vergangenen Freitag hatten rund 500 Menschen in der Lüneburger Innenstadt gegen die PKA, in der abgebrannte, hochradioaktive Kernbrennstäbe für die Endlagerung im Gorlebener Salzstock zerhackt und verpackt werden, demonstriert. Vorläufiger Höhepunkt des neuerstandenen Gorleben-Widerstandes war Anfang Februar eine deutsch -deutsche Demonstration mit einer mehrere Tage dauernden Platzbesetzung, an der sich auch zahlreiche Anti -Atomkraftinitiativen aus der DDR beteiligt hatten.

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