: Die taz hetzt mal wieder
■ Der Kitastreik bekommt einen Nebenschauplatz: Die Senatsanzeige in der taz „untergräbt“ angeblich den Arbeitskampf der ErzieherInnen
Jetzt zittern wir aber mal wieder! Dieses Mal vor den „MitarbeiterInnen des Kinderhauses Friedenau e.V.“. Die haben stinksauer ein Blatt Papier der Redaktion überreicht, das mit folgendem düsteren Satz endet: „Wir fordern die taz -MitarbeiterInnen zu einer Stellungnahme bis spätestens Samstag, den 24.2.90, auf.“ Punkt, Schluß. Was wird nun wohl passieren, wenn nicht...?
Worum geht's ? In der taz ist wie in anderen Zeitungen auch eine Anzeige erschienen, geschaltet vom Informationsamt des Senats: „Der Senat informiert: Die Kinder wollen wieder in die Kitas“, so die Überschrift. Ein bezahlter deutlich gekennzeichneter Beitrag mit roter Überschrift zum aktuellen Kita-Streik. Tenor der FriedenauerInnen und weiterer Erzieherinnen dazu: Die taz „untergräbt“ den Streik.
Die Antwort, wir druckten an Anzeigen alles, was nicht sexistisch, rassistisch oder besonders saublöd ist und wir schämten uns in keiner Weise dafür, dabei auch noch Geld zu verdienen löst Empörung aus. Eine Anruferin sieht die „Zukunft unserer Kinder“ - denn um so etwas Großes geht es natürlich - bedroht. Und wer dagegen angehe, wie nun der Senat von Berlin, der müsse ebenso abgewehrt werden wie Sexisten und Rassisten. Sonst könnten wir - geldgierig, wie wir sind - auch REP-Anzeigen drucken...
Angesichts solcher Tragweite beschwichtigt auch nicht der Hinweis, daß wir schließlich intelligente LeserInnen haben, die zwischen Anzeigen und redaktionellen Texten unterscheiden können. Nö, die doofen taz-LeserInnen müssen vor dem bösen Senat (sexistisch? rassistisch? kinderfeindlich?...(saublöd? diek.)) und seiner „Hetzkampagne“ geschützt werden... Und die (seit sechs Wochen fast tägliche) Berichterstattung der taz kriegt natürlich auch noch ihren Teil ab. Nicht solidarisch genug, immer noch zuwenig, und Pressekonferenzen wurden auch noch geschwänzt... Was soll man da noch sagen? Wir machen journalistisch und als Broterwerb eine Tageszeitung - und sonst nix.
Thomas Kuppinger
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