Je dunkler die Haut, desto aggressiver die Anmache

■ Seit der Öffnung der Mauer verzeichnet das deutsch-afrikanische Begegnungszentrum der Oromo wachsenden Fremdenhaß und Übergriffe

Die Begegnung mit einigen Skinheads auf der Straße hat Mahoma Mwaungulu ein paar eingeschlagene Zähne, Prellungen und Angst eingebracht - die Angst, „daß fanatische Minderheiten das Leben der AusländerInnen hier unerträglich machen“. Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten sieht Mahoma Mwaungulu deshalb mit gemischten Gefühlen, weil für ihn dann nur eines sicher ist: daß die Flüchtlinge in Vergessenheit geraten.

Nationale Einheit und vaterländische Gesinnung als Nährboden für Ausländerfeindlichkeit - seit der Wende verzeichnet das deutsch-afrikanische Oromo-Begegnungszentrum eine wachsende Diskriminierung von AusländerInnen - je dunkler die Haut, um so aggressiver die Anmache. Nicht nur rechtsradikale Skinheads, auch „normale Passanten“ pöbeln AfrikanerInnen zunehmend an. Nicht zuletzt nutzten auch Bürger aus der DDR das neue Freiheitsgefühl für rassistische Übergriffe, erklärte gestern Taye Teferra, Vorsitzender des Oromo-Zentrums.

Erst vor wenigen Wochen versuchten Skinheads in das Oromo -Cafe einzubrechen, zerstörten die Kabel der Alarmanlage, warfen Blumenkästen um und beschmierten die Hauswände mit ausländerfeindlichen Parolen. Von der am nächsten Tag alarmierten Polizei sei, so Teferra, wenig Unterstützung gekommen. Man habe auf die Anzeige hin lediglich eine Vorgangsnummer erhalten. Eine genauere Untersuchung hätten die Polizisten nicht für notwendig gehalten.

Zunehmender Fremdenhaß ist auch während des Cafebetriebs spürbar geworden. Von Gästen, die sich selbst als DDR-Bürger ausgaben, wurden die Wirte als „Nigger“ tituliert und gefragt, was sie denn überhaupt in Deutschland zu suchen hätten. (Aber zuhause hat der Bleichkäse sich vierzig Jahre feige geduckt! d. säzzer) In der DDR war Rassismus bislang strafbar, so ein afrikanischer Student, der inzwischen aus der DDR nach West-Berlin gekommen ist. Jetzt, wo jeder alles sagen dürfe, würden bislang staatlich unterdrückte Tendenzen deutlich spürbar.

Die Beratungstätigkeit des Zentrums hat sich nach Angaben von Taye Teferra seit der Maueröffnung verdreifacht. Zunehmend AfrikanerInnen, die in der DDR arbeiten oder studieren, wollen nach West-Berlin, in die BRD oder in andere Staaten, zum Beispiel Kanada, übersiedeln. Besonders StudentInnen, die in der DDR oft der rigiden Kontrolle ihrer Botschaften unterworfen waren, ziehen statt der Heimreise den Weg nach West-Berlin vor.

Für die Zukunft erhoffen sich die MitarbeiterInnen des Oromo-Zentrums verstärkt Kontakte mit AfrikanerInnen in der DDR. Ähnlich wie in West-Berlin sollen auch in Städten der DDR Begegnungszentren enstehen, um die Kommunikation zwischen AusländerInnen und Deutschen überhaupt erst in Gang zu bringen.

Rochus Görgen