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Nichts außer Spesen

■ „Report München“ entdeckt die taz: Übler Abschreibungskonzern statt Selbstverwaltung?

Die taz war immer ein Lieblingskind der Medien. Vielen freundlichen KollegInnen verdanken wir das schöne Bild vom Robin Hood im Medienwald. Kritik nützt uns natürlich auch. Brachte die Report-Sendung aus München am Dienstag diese Kritik? Nun, sie bemühte sich, die taz als verschlungenen Abschreibungskonzern zu entlarven, der von irgendwelchen Dunkelmännern finanziert wird und sich hinter dem Image der Selbstausbeutung versteckt. taz-LeserInnen wissen, daß das Berlinförderungsgesetz zu den wichtigsten wirtschaftlichen Instrumentarien seit Gründung der taz gehört. Die Entscheidung für den Standort Berlin ergab sich auch aus diesen steuerlichen Möglichkeiten. Selbstverständlich haben wir sie genutzt, wie wir schließlich auch das Kunststück fertiggebracht haben, uns als alternative Tageszeitung in einem kapitalistischen Umfeld zu behaupten. Ein dritter Weg zwischen Erscheinen und Nichterscheinen ist uns noch nicht eingefallen. Wir sind sogar der Meinung, daß es der ehemaligen Zeitungsstadt Berlin sehr wohl ansteht, daß die Wirtschaftsförderung auch der einzigen überregionalen Zeitung dieser Stadt zugute kommt. Der entscheidende Unterschied der taz zu einem „normalen“ Unternehmen entging allerdings der Autorin des Report-Beitrags: bei der taz sind die Beschäftigten auch die EigentümerInnen, juristisch vermittelt darüber, daß der Mitarbeiterverein die Gesellschafteranteile des Unternehmens hält. Unabhängigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Da wir das große Kapital nicht hinter uns haben, müssen wir unsere Intelligenz benutzen, um alle Fianzierungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Der Report -Beitrag, der das entlarven wollte, war nun wieder einmal keine Kritik, sondern ein großes, wenn auch gehässiges Lob. Zu den sonstigen Qualitäten des Beitrags soll hier nichts gesagt werden: Wenn schlampig recherchiert wird, bekommen in der Regel die Anwälte etwas zu tun; hier wird wohl der taz -Anwalt zu einem kleinen Nebenverdienst kommen.

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