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Um jedes Thrönchen ein Tränchen

■ Die Hoffnungen der osteuropäischen Exmonarchen schwinden dahin / Kaum Chancen auf den Premier- oder Präsidentensessel

Wien (afp) - Die Hoffnungen der osteuropäischen Altmonarchisten auf die Rückkehr ihrer ehemaligen Herrscher schwinden. Alle Appelle und Kundgebungen scheinen nur bei den wenigsten Bürgern Gehör zu finden.

Anwärter im Exil gibt es genug: Der frühere Zar von Bulgarien, Simeon II., lebt in Spanien, Exkönig Michael von Rumänien am Genfer See. König Leka I. flüchtete aus Albanien nach Südafrika. Otto von Habsburg wohnt am Starnberger See und sitzt als CSU-Abgeordneter im Europaparlament. Und Erbprinz Alexander von Jugoslawien wohnt in London.

Am meisten Aufsehen hat in jüngster Zeit der frühere Zar von Bulgarien erregt. Am 11.Februar sendete das staatliche bulgarische Fernsehen ein Interview mit dem heute 53jährigen Simeon II., der seine Heimat als Neunjähriger 1947 verlassen mußte. Die bulgarische KP protestierte heftig gegen das Fernsehinterview. Eine „Demokratische und Monarchistische Partei“ wurde in Bulgariens vor einem Monat gegründet. In deren Programm heißt es ausdrücklich, Simeon II. müßten wieder die Bürgerrechte zugestanden werden.

Michael von Rumänien sollte am Wochenende, 43 Jahre nach seiner Absetzung, in Madrid mit Vertretern der rumänischen Übergangsregierung zusammentreffen. In seinem Schweizer Exil erklärte der Exherrscher in der vergangenen Woche, er erwarte in Kürze die Bitte des rumänischen Volkes, in seine Heimat zurückzukehren.

Zwei seiner Töchter halten sich seit einiger Zeit in Rumänien auf. Größter Befürworter einer Rückkehr des 68jährigen an die Macht ist die Liberale Partei, geführt von einem früheren rumänischen General, Marin Anton, der seinerseits schon 91 Jahre zählt.

Recht still ist es in jüngster Zeit um Otto von Habsburg geworden. Im vergangenen April wurde er bei der Beerdigungfeier für seine Mutter Zita in Budapest noch begeistert gefeiert. Die ungarische Kleinbauernpartei wollte den 77jährigen zu ihrem Kandidaten für die ungarischen Präsidentschaftswahlen machen. Habsburg scheint dem Wahlkampf in Budapest aber den ruhigen Sessel im Straßburger Europaparlament vorzuziehen.

Am kämpferischsten unter den früheren Balkanherrschern gibt sich der Exkönig von Albanien. Er sei bereit, nach Tirana zurückzukehren und auch den Kosovo, wo die Kosovo-Albaner um ihre Unabhängigkeit kämpfen, den Jugoslawen zu entreißen, versprach er vor kurzem seinen Landsleuten. Allerdings hat der 50jährige keinen Rückhalt in seiner alten Heimat.

Der jugoslawische Erbprinz Alexander fristet sein bürgerliches Dasein als Versicherungskaufmann in London. Alexanders Vater, König Peter, fühlte sich von den Briten verraten. Exkönig Peter hatte gehofft, Winston Churchill würde ihm nach dem Krieg zur Rückkehr nach Belgrad verhelfen. Doch der Londoner Premierminister setzte auf den kommunistischen Marschall Josip Tito.

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