KOMMENTAR: Nachsitzen!
■ Hauptschulreform auf schwachen Füßen
Da werden sowieso schon benachteiligte Kinder dazu verdonnert, ein Jahr länger die Schulbank zu drücken. Bock auf Schule haben die meist eh nicht. Auf den Beruf und das Leben sollen sie vorbereitet werden: ein Jahr mehr Englisch als früher, ein bißchen Ethik, wovon noch keiner weiß, wer zum Himmel das überhaupt unterrichten kann; erfahrungsorientierter Lernen – all das soll die Hauptschüler den veränderten gesellschaftlichen Anforderungen anpassen, soll sie den arbeitsmarktpolitisch –heiß-nachgefragten Realschülern gleichstellen.
Dabei sind die LehrerInnen überfordert (“Das hat uns keiner gezeigt“), verlangen wissenschaftliche Betreuung, sozialpädagogische Unterstützung, weil die Kinder ja meist auch schwierige Familienverhältnisse zu bewältigen haben. All das haben die Planer offenbar nicht bedacht. Ein paar Stunden umverteilen, ein paar Fächer umbenennen – der Rest wird sich schon finden. So hoffen Schulräte und Senat. Und reformieren halbherzig, kopflos und mit leerem Portemonnaie weiter an einer Schulform herum, zu der sie den Bezug mit Abschluß der 4. Klasse in ihrem Ausleseverfahren offenbar verloren haben. da hilft nur eins: Planer ab zum Nachsitzen vor Ort.
Birgitt Rambalski
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen