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Fernsehsucht

... in der Zimmerecke! Hast mich bildersüchtig gemacht, das gedruckte Wort vergessen lassen. Und ich hab‘ geheult und gejubelt, durch die Kanäle zappend.

Einen Augenblick lang war ich den Tagesschauern verfallen, schluckte sogar Hajo Friedrichs in Leipzig, Mensch, jeden Bericht selbst noch aus Bonn. Ich sah wieder Nachrichten, die ich mir über die Jahre stolz abgewöhnt hatte.

Scheiß-TV, bist wieder Glotze. Alte Männergesichter recken sich aus Historien-Deckmänteln. Vier Gebetswörter in der Endlosschlaufe: Perspektiven, Strukturen, Augenmaß, Sofortmaßnahmen.

Talk ist wieder Kalk der bürokratischen Herrenreiter, Oberlehrer, Karriere-Aussitzer.

Die Quotierung in Expertenrunden: 1 zu 5, sex Nullen, wenn's Blümchen hochkommt. Vaterland braucht Muttern woanders.

Sollen die Märker rollen - ohne mich. „Ey, Alters, hasse mal...“, habe ich selber lange genug auf den Lippen gehabt und die Antwort gekriegt: „Such dir lieber 'ne ordentliche Arbeit!“ Bei Modrow am Rhein und Raus habe ich ausgeknipst und lese wieder taz. Ich will's nicht mehr hören, wie jede(r) Übersiedler(in), der (die) nix anderes ist als jung und frischwärts dort, wo Äktschen ist. Und es werden viel, viel mehr. Denn die Heiligen wandeln im Osten. Go West, wo sich die Bildschirme verdunkeln, damit der Mond um die Häuser schleicht.

„Das Wetter“, wie Hajo-Weißlocke sagt, wenn mal wieder kein Schwein schaut. Oder bin ich ein tragischer Einzelfall? He?!

Ulrich Hoppe

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