piwik no script img

Beregovoy warnt

■ Weiter Zinsängste in Frankreich / Geiger: Keine Inflationsgefahr

Paris/Köln (afp/dpa) - Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Pierre Beregovoy hat vor einer neuen Leitzinserhöhung durch die Bundesbank gewarnt. Nach dem kräftigen Anstieg der deutschen Kapitalmarktzinsen äußerte der Minister am Donnerstag in der Wirtschaftszeitung 'La Tribune de l'Expansion‘ jedoch gleichzeitig die Überzeugung, „jedermann, einschließlich der Bundesbank, ist sich bewußt, daß es unvorsichtig wäre, den Markt zusätzlich zu den Unsicherheiten mit Überreaktionen zu belasten“.

Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Vereinigung beider deutscher Staaten meinte Beregovoy, die Stimmung sei innerhalb von zwei Monaten „von einem überseligen Optimismus in schwarzen Pessimismus umgeschlagen“. Frankreich müsse eine klare und objektive Sicht seiner Lage bewahren. Beregovoy bekräftigte, Paris werde unverändert an seiner bisherigen Zinspolitik festhalten, um die Stabilität des Francs zu erhalten, und sich weiterhin um eine größere Autonomie bemühen. An eine Liquiditätskrise angesichts der Finanzierungsbedürfnisse im Osten wie im Westen glaubt Beregovoy nach eigenem Bekunden „vorläufig“ nicht.

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Geiger, hält indes die gegenwärtige Zinsentwicklung an den Finanzmärkten für „wieder einmal stark übertrieben“. Es sei klar, „daß die Zinsen in der Bundesrepublik relativ hoch sein müssen, weil wir eine sehr gute Konjunktur haben, weil die Kreditnachfrage sehr stark ist und weil natürlich die Vorgänge in der DDR darauf hinweisen, daß die Kreditnachfrage noch stärker werden wird“. Der Realzins von gegenwärtig über sechs Prozent sei aber im internationalen Maßstab „sehr sehr hoch“, und die ausländischen Anleger würden sich bald wieder überlegen, stärker in die DM einzusteigen.

Auch die Angst vor der deutsch-deutschen Währungsunion hält Geiger für „maßlos übertrieben“. Das, was jetzt an Gerüchten herumliefe, sei von den Tatsachen nicht gedeckt. Bei einer vernünftigen Politik sei die Bundesrepublik durchaus in der Lage, die Belastungen zu tragen. „Inflationsgefahr sehe ich überhaupt nicht“, sagte Geiger.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen