: Stimmt was nicht im Vorgarten?
■ AG Ökologische Stadtplanung hält Mittel und Know-how bereit
Einen Vorgarten zu pflegen, braucht Sachverstand, Lust am Gärtnern, Zeit und Geld. Weil alles schön ordentlich aussehen soll, wird mit Steinplatten und Blumenkübeln dem Unkraut auf ewige Zeiten der Garaus gemacht. Um im Bereich Mitte/Östliche Vorstadt die Straßen einladender zu gestalten, gibt es im dort ansässigen Ortsamt seit Mitte Oktober das Projekt „AG Ökologische Stadtplanung“. Per Werkvertrag sind dort, bezahlt von den SenatorInnen für Umweltschutz und Bauwesen, die Landschafts-und Stadtplanerin Christin Kellner und die Sozialwissenschaftlerin Sabine Gartmann angestellt. Sie wollen die Bewohner der unwirtlichen Straßen anregen, mit vereinten Kräften mehr Grün vors Haus zu bringen.
Im Januar verschickten sie einen Brief an die BewohnerInnen der besonders kargen Straßen, in dem sie die Anwohner aufrufen, „an einem grünen und wohnlichen Bremen mitzuwirken“. Dafür stehen dem „Arbeitskreis Grünes Bremen“ Lottomittel zur Verfügung, die von den jeweiligen Ortsämtern bremenweit be
antragt werden können. Theoretisch kann jede Einzelperson über den Weg der Ortsämter Mittel für die Verschönerung des eigenen Vorgartens beantragen.
Nun klingelt bei den beiden pausenlos das Telefon. Bereits 30 InteressentInnen möchten über das Projekt ihre Fassade begrünen oder bei der Vorgartenplanung beraten werden. Für viele, besonders Ältere, aber auch Berufstätige ist das Angebot deshalb willkommen, weil sie nicht selbst im Garten herumwühlen müssen: die Begrünungsarbeiten sind als Qualifizierungsmaßnahme für arbeitslose Jugendliche geplant. „Eigentlich sollen die Leute selbst aktiv werden. Wir erwarten von dem Projekt eine Initialwirkung: Die Leute sollen über den Lebensraum Vorgarten nachdenken“, so Sabine Gartmann.
„Endlich passiert mal was“ rief eine Gartenbegeisterte an, „ich brauche noch einen Baum!“ Für Bäume am Straßenrand ist das Gartenbauamt zuständig, aber auch im Vorgarten machen sich Büsche und Bäume gut. Die Projektleiterinnen sind überzeugt, daß Bäume in den Vorgärten eine
Art von Verkehrsberuhigung darstellen. Christin Kellner: „Sie dienen als optisches Hemmnis für Autofahrer und lockern eine langweilige Straßenschneise auf.“
Das Motto „pflegeleicht, ordentlich und übersichtlich“ war auch der Leitgedanke bei der Gestaltung von Schulhöfen. Anstelle eines versteckten Pausen-Plausches im Gebüsch schlagen sich Kinder auf Asphalt die Kniee blutig. Sabine Gartmann und Christin Kellner sind bereits mit drei Schulen in Kontakt getreten, um gemeinsam mit SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern den Lebensraum Schulhof umzugestalten. Wen das Frühlingswetter inspiriert, im eigenen Vorgarten aktiv zu werden, kann ab März im Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt, Am Dobben 91 zwei Broschüren mit dem nötigen know-how abholen: Eine über Vorgartengestaltung und eine andere über Fassadenbegrünung. Alles weitere unter der Telefonnummer 361 - 4939. Beate Ram
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen