Keine Experimente? Die DDR-taz

Über die Notwendigkeit einer Kooperation  ■ T A Z I N T E R N

Eigentlich war es ja klar, deutsche Revolutionen gehen so oder so gegen den Baum. Egal, ob hier und da ein König die Mütze zieht. Und sind wir ehrlich: Welche Alternativen können wir den nach Joghurt suchenden Müttern, den im Schienenersatzverkehr pendelnden Vätern und den vor den Diskotheken wartenden Töchtern bieten.

Sicher, unterm Ährenkranz schrieb man die besseren Bücher, malte die schöneren Bilder, sang die leiseren Lieder; aber selbst das war wohl nur Einbildung. Denn wer wirft dem blinden Leierkastenmann nicht einen Groschen mehr in den Hut. Das Volk braucht keinen Chor wohlbestallter Kassandras mehr. Es sucht sich seine Zungen selbst, nicht wählerisch, nicht clever, doch endlich nach der eigenen Schnauze. Da fährt er nun ab, der Zug in Richtung „Einig Vaterland“, und die Linke steht mit der Bahnsteigkarte in der Hand fassungslos im Regen.

Irgendwelche Windmühlenschrecker zeigen noch Flagge und kämpfen rührend in dieser längst verlorenen Schlacht. Derweil tummelt sich die Menge vor den Bäuchen der durch das Land ziehenden Missionare. Die Marktwirtschaftianisierung der ostelbischen Gebiete schreitet munter voran. Nun sollte das aber nicht ausgerechnet diejenigen irritieren, die selbst seit Jahren westliche Verleger beim Vornamen nennen.

Also was tun? Wir haben uns entschlossen, im Schatten der deutsch-deutschen Familienpartys nach den ungehörigen Kindern des Nachbarn zu schielen, um den fraternisierenden Erzfeinden von gestern gemeinsam gegen das Schienbein zu treten.

Na klar sind wir die kleinere Schwester, uns aber nicht zu schade, die abgewetzte Jeans „der Großen“ noch einmal aufzutragen. Doch irgendwann spielt das Alter keine Rolle mehr und das Taschengeld wiegt gleich viel.

Die taz (West) weiß auch, wieviel ein mal eins ist, ist nur klug genug, um die Sorgen und Launen der östlichen Gefährtin nicht mit dem gesamtdeutschen Besen zu übergehen. Noch ist der Osten unser!

Doch richten wir uns auf die Zukunft ein - together we are strong!

Andre Meier