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Anschlag auf Siemens

■ „Kämpfende Einheit“ reiht sich in die jüngste Anschlagserie ein

Berlin (taz) - Die Anschlagserie der vergangenen Wochen geht weiter. Nachdem am Sonntag ein Sprengstoffanschlag auf die Deutsche Bank in Eschborn gescheitert war, bekannte sich gestern eine „kämpfende einheit hüseyin hüsnu eroglu“ (ein im vergangenen Jahr beim Hungerstreik kurdischer Inhaftierter in der Türkei gestorbener Gefangener) zur Zündung von mehreren Brandsätzen in der Siemens-Schule für Kommunikations- und Datentechnik in Bonn-Bad Godesberg. Bei dem Anschlag, der am Dienstag bemerkt wurde, brannte nach Angaben eines Firmensprechers ein Klassenraum mit etwa zehn Datensichtgeräten aus. Aus Siemens-Kreisen hieß es, die Brandsätze hätten „offensichtlich nicht ganz funktioniert“. In einem unter anderem an die taz adressierten Bekennerschreiben, das bereits am Montag abend in Bonn in den Briefkasten gesteckt wurde, wird das „Sündenregister“ des Siemens-Konzerns aufgelistet. Die neuen Informations und Kommunikationstechnologien seien für das Unternehmen nicht nur ein riesiger Absatzmarkt, sondern dienten zur völligen Veränderung der gesamten Produktion mit dem Ergebnis von immer mehr Arbeitslosigkeit und immer schlechteren Arbeitsbedingungen. Ausdrücklich reihen sich die Urheber in die Reihe der von sogenannten „Kämpfenden Einheiten“ verübten Anschläge der vergangenen Wochen ein. In dem Bekennerschreiben wird weiter die Zusammenlegung der RAF -Gefangenen verlangt. Auch der Hinweis auf den Hungerstreik politischer Gefangener in Spanien fehlt nicht. Die Bundesanwaltschaft (BAW) hat das Landeskriminalamt NRW mit den Ermittlungen beauftragt. BAW-Sprecher Rolf Hannich erklärte auf Anfrage, über die Urheberschaft des Brandanschlages gebe es noch keine Klarheit. Die „Kämpfenden Einheiten“ als „zweite Ebene der RAF“ hätten für ihre Anschläge bisher stets Sprengstoff verwendet. Beim Brandanschlag von Bad-Godesberg handele es sich deshalb „möglicherweise um eine Nachahmung“ aus dem weiteren Umfeld.

gero

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