: „Eine Weigerung käme einem Staatsstreich gleich“
Für Guillermo Potoy vom Politischen Komitee der „Uno“ ist eine Umstrukturierung der sandinistischen Armee unumgänglich ■ I N T E R V I E W
taz: Ist der Wahlsieg der Uno in erster Linie den Proteststimmen gegen die FSLN zu verdanken?
Potoy: Es gibt mehr Stimmen gegen die Sandinisten als Stimmen für die Uno.
Gibt es schon eine Kabinettsliste für die künftige Uno -Regierung?
Es wird am Dienstag darüber verhandelt. Die Strukturen sind schon klar, die Personen noch nicht. Die Mitglieder des politischen Komitees der Uno werden aber sicher vertreten sein.
Stimmt es, daß es Verhandlungen zwischen der Uno-Führung und dem Nationaldirektorium der FSLN über die Zukunft der Armee gibt?
Es gibt keinerlei Verhandlungen.
Welche Pläne gibt es dann, die sandinistische Armee in ein unpolitisches Heer zu verwandeln?
Es wird eine Berufsarmee geben mit einem Verteidigungsminister, der von der Präsidentin ernannt wird.
Wenn Alfredo Cesar sagt, daß Contra-Comandantes in den Generalstab aufgenommen werden sollen, handelt es sich dann um eine persönliche Meinung oder um eine von der Uno getragene Entscheidung?
Das ist noch nicht diskutiert worden. Es ist aber wahrscheinlich, denn wir wollen hier in Nicaragua eine Versöhnung. Wenn wir Sandinisten akzeptieren, müssen wir auch alle anderen akzeptieren.
Was passiert, wenn die Sandinisten die Armee nicht abgeben wollen?
Das wäre wie ein Staatsstreich, der meines Erachtens jetzt nicht mehr möglich ist.
Die Uno hat mit der Abschaffung des Wehrdienstes Wahlkampf gemacht. Die Wehrpflicht ist aber in der Verfassung verankert. Was werdet ihr unternehmen, wenn eure Mehrheit in der Nationalversammlung nicht ausreicht?
Das Gesetz wird aufgehoben, denn Nicaragua braucht keinen Wehrdienst. Es werden sich Mechanismen finden, dieses Gesetz zu eliminieren. Die Sandinisten haben das erfunden, um ihren Krieg zu führen. Wir werden aber gegen niemanden Krieg führen.
Gibt es schon ein Übereinkommen zwischen der Führung der Uno und der Führung der Contras, was die Repatriierung betrifft?
Viele sind schon gekommen. Andere, die es nicht gewagt haben, werden jetzt Vertrauen haben, nach Nicaragua zurückzukehren.
Die Uno wird für ihr Wirtschaftsprogramm viel Geld brauchen. Gibt es schon Zusagen, etwa von den USA oder der Bundesrepublik Deutschland?
Es hat Kontakte mit verschiedenen Politikern gegeben, die als Beobachter hier waren. Die waren begeistert, und wir rechnen uns große Unterstützung aus.
Gibt es da Konkreteres?
Die USA haben eine Milliarde Dollar versprochen, aus der Bundesrepublik und Japan kommt auch einiges.
Was wird mit den ausländischen Mitarbeitern passieren, die in verschiedenen Projekten arbeiten? Mehrere Uno-Leute haben den Rausschmiß aller Ausländer angekündigt.
Die Experten in den Projekten, die Nicaragua helfen, dürfen bleiben. Die Internationalisten, die nichts Vernünftiges zu tun haben, wollen wir nicht.
Was wird aus den verschiedenen Gruppen und Agenturen politisch Exilierter aus Zentralamerika. Dürfen die hier weiterarbeiten?
Das wird sehr schwierig. Die Sandinisten haben die salvadorianische Guerilla FMLN unterstützt. Wir werden das nicht tun. Das Asylrecht kann man ihnen vielleicht nicht verweigern. Aber sie werden sich hier bei uns nicht sehr wohl fühlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen