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Standbild: Zu viel Weichspüler

■ Neue Wege gehen - Frauen aus der DDR: Von Dresden nach Afrika, ARD

(Neue Wege gehen - Frauen aus der DDR: Von Dresden nach Afrika, Di., 27.2., 15.30 Uhr, ARD) Ein todtrauriger Film. Eingeklemmt zwischen einer australischen Familienkomödie und einer brasilianischen Telenovelle zeigt die ARD einen Bericht über eine schwarze DDR-Bürgerin. Peggy, 22, Vater Ghanaer, die Mutter aus einem Kaff in der DDR. Obwohl strengstens verboten, hatte die Mutter eine Beziehung zu dem afrikanischen Studenten angefangen, die endete, als die Regierung 1968 alle Studenten nach Hause in den Bürgerkrieg beorderte. Bei der Geburt der dunkelhäutigen Tochter war sie alleine - und eigentlich handelte der Film von nichts anderem als von dieser Einsamkeit einer Mutter mit schwarzem Kind in der DDR. Aufgewachsen in einem Elternhaus mit gläubigen SED-Genossen wurde ihr die Aufnahme in die Partei verweigert wegen „Kontakt mit dem westlichen Ausland“, die hochtalentierte Peggy wurde vom Sportkader abgelehnt mit der Begründung, sie könne schließlich als Schwarze niemals für die DDR auf einem Siegertreppchen stehen. In den Cafes von Dresden wurden Mutter und Kind gemieden. Nicht daß solche Art von Rassismus etwas DDR-Spezifisches wäre, aber daß er in einem so abgeriegelten Land bedeutend prächtiger blühen kann, zeigen ja auch die aktuellen Entwicklungen.

Der Film lebte von den beiden Frauen, beide mit diesem dicken Fell über der dünnen Haut und den großen Zweifeln darüber, ob die geplante Ausreise auf die fernen Kapverdischen Inseln wohl die richtige Lösung sein wird. „Da guckt mich dann keiner mehr komisch an“, sagt Peggy leicht sächselnd.

Schade, daß Regisseur Fritz Poppenberg nicht auf die krampfhaften Routinekniffe des Familienprogramms verzichtet hat. Penetrant heiteres Klampfengeklimper beim Spaziergang durch Dresden im Januar, getragenes Kammerkonzert bei der ohnehin schon gruseligen Hochzeitszeremonie, eine sonderbar unausgegorene Dramaturgie, die Melancholie und bittere Ernsthaftigkeit der Interviews mit Musik und Bildern aus der Waschmittelwerbung weichspült.

Mag sein, daß es an der Hektik lag, mit der die Serienbeiträge abgedreht wurden. Lange vor Maueröffnung als fünfteilige Sendereihe über exilierte DDR-Frauen konzipiert, standen die MacherInnen bei Drehbeginn am Ende letzten Jahres plötzlich vor völlig neuen Realitäten. Der letzte Beitrag am kommenden Dienstag soll von einer Frau handeln, die in die DDR zurückkehrt - bis gestern war allerdings noch nicht entschieden, ob sie diesen „Neuen Weg“ wirklich gehen will.

Daniela Reinsch

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