: „Vivian“ tobt weiter, jetzt droht „Wibke“
■ Mindestens 64 Todesopfer und schwere Schäden in großen Teilen Europas / Jetzt droht „Wibke“
Hamburg (dpa) - Der Orkan „Vivian“ hat auch am Mittwoch in weiten Teilen Europas schwere Schäden angerichtet. Nach einer ersten Bilanz kamen seit Montag mindestens 64 Menschen ums Leben, allein in der Bundesrepublik 15.
Unterdessen drohte der fünfte schwere Sturm innerhalb von fünf Wochen, nachdem sich über dem Atlantik wieder ein Tiefdruckgebiet formiert hatte. Der Offenbacher Wetterdienst hielt es für möglich, daß auch dieser Sturm in der Bundesrepublik und den benachbarten Ländern wieder Orkanstärke erreichen könnte. Sein Name lautet - nach der liebenswerten Eigenart von Meterologen, Tiefs weibliche und Hochs männliche Namen zu geben - „Wibke“. Die Wetterfrösche prophezeien auch „knackige Kälte“ in den nächsten Tagen.
In Frankreich kamen seit Montag mindestens zehn Menschen ums Leben. Am Vormittag herrschte Ruhe vor dem nächsten Sturm, der im Laufe des Tages auf Touren kommen sollte. Experten rechneten mit Spitzengeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern an den Küsten und 150 auf Korsika. In der Normandie waren Städte wie Etretat und Honfleur überschwemmt. Deiche brachen im Calvados und auch in der Picardie auf einigen Kilometer Länge. In der Schweiz hat der Orkan seit Dienstag vier Menschenleben gefordert, darunter drei Autofahrer, die von Bäumen erschlagen wurden.
In Dänemark wurde nur das gekenterte Boot eines 32jährigen Mannes aus Niedersachsen und seines sechsjährigen Sohnes gefunden. Beide waren am Montag, bevor der Sturm begann, mit einer Jolle zum Fischen vom dänischen Dorf Dyvig auf die Nordsee gefahren. Der Sturm hat in Dänemark erhebliche Schäden an Deichanlagen angerichtet. Die Stadt Lemvig war in weiten Teilen überschwemmt.
Der Orkan hat auch in Italien sechs Menschenleben gefordert und schwere Schäden angerichtet. An der Adriaküste gerieten zahlreiche Schiffe in Seenot. In Turin deckte der Orkan viele Dächer ab. Überall im Land wurden Bäume geknickt und Gebäude beschädigt. Mehrere Flughäfen mußten geschlossen werden. In der Nähe von Potenza in Süditalien stürzte ein Lastwagen von einer etwa 100 Meter hohen Brücke. Der Fahrer wurde tot geborgen.
Wegen heftiger Waldbrände auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika mußten in der Nacht zum Mittwoch rund 800 Bewohner zweier Ortschaften evakuiert werden. Das Feuer zerstörte rund 30 Kilometer südlich von Bastia mehrere Häuser und vernichtete einige tausend Hektar Maccia. In den meisten Fällen wurde Brandstiftung vermutet. Der Sturm, der Orkanspitzen von mehr als 200 Stundenkilometern erreichte, hatte die Flammen gewaltig angefacht.
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