: Dämpfer für den ANC
Sambias Präsident Kaunda riet Mandela, vorläufig die Waffen niederzulegen / Für weiteren Südafrika-Boykott ausgesprochen ■ Aus Lusaka Hans Brandt
Präsident Kenneth Kaunda hat gestern anläßlich des Besuches von Nelson Mandela in Sambia der Delegation des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) geraten, den bewaffneten Kampf gegen die Apartheid vorläufig zu suspendieren. Gleichzeitig rief Kaunda als Vorsitzender im Namen der schwarzafrikanischen Frontstaaten dazu auf, Sanktionen gegen Südafrika nur im Einvernehmen mit der UNO aufzuheben. Der nach 27jähriger Haft in Südafrika freigelassene Mandela befindet sich seit Dienstag auf seiner ersten Auslandsreise seit 1962.
„Sanktionen müssen weitergehen“, sagte Kaunda nachdrücklich vor der Presse nach einem Gipfeltreffen der Frontstaaten (Sambia, Simbabwe, Mosambik, Angola, Botswana und Tansania), an dem auch der ANC und ein Vertreter aus Namibia teilgenommen hatten. „Unser Aufruf ist, daß wir uns alle an die Anweisungen der UNO halten.“ Die UNO-Vollversammlung hatte im Dezember einstimmig eine Resolution angenommen, in der eine Prüfung der Entwicklungen in Südafrika nach dem 30.Juni vorgesehen ist. Danach soll über die mögliche Aufhebung von Sanktionen entschieden werden.
Kaunda betonte seinerseits allerdings, daß der ANC dem südafrikanischen Präsidenten Frederick De Klerk „etwas Kleines“ geben solle. „Sagt De Klerk: 'Hebe den Ausnahmezustand auf und wir suspendieren Angriffe innerhalb Südafrikas'“, schlug Kaunda vor. Die Kämpfer des ANC sollten allerdings in Kampfbereitschaft bleiben, meinte der sambische Präsident. ANC-Sprecher wie Steve Tshwete haben andererseits in den letzten Tagen wiederholt betont, daß sie eine Suspendierung der Angriffe nicht für gerechtfertigt halten.
Mandela war am Dienstag von Zehntausenden von Sambiern und ANC-Mitgliedern in Lusaka begrüßt worden. In dieser Stadt hat der ANC sein Hauptquartier im Exil. „Dieses Land hat uns ermöglicht, unseren Kampf fortzusetzen“, sagte Mandela. Die Notwendigkeit, den ANC innerhalb Südafrikas legal wieder aufzubauen und ANC-Strukturen aus dem Exil in das Heimatland zu verlegen, würden allerdings große Kosten mit sich bringen. „Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, uns mit Kapital und anderen notwendigen Mitteln zu helfen.“
Mandela wird ab heute zu einer entscheidenden Sitzung mit der ANC-Exekutive zusammenzutreffen. Dabei geht es um eine geplante Reise einer ANC-Delegation nach Südafrika zu ersten Gesprächen mit De Klerk, um den Stellenwert des bewaffneten Kampfes, den Aufbau von offenen ANC-Strukturen in Südafrika und um Mandelas eigene Position in der Organisation. Bisher hat er kein offizielles ANC-Amt.
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