: Ungebrochen staatstragend
■ Israelische Schülerdelegation auf PR-Reise im Auftrag des israelischen Außenministeriums
Gestern erhielt die Oberstufe des Kippenberg-Gymnasiums offiziellen Besuch aus Israel. Der 17jährige Daniel Kühnel und der 18jährige Daniel Hopmeier sind Mitglieder einer Schülerdelegation des israelischen Außenministeriums, die für zwei Tage Bremer Schulen besuchen. Sie waren schon in Bonn und Hamburg und haben in den nächsten vier Wochen noch München, Mainz und nochmal Bonn auf dem Programm.
Seit 17 Jahren sollen sich israelische SchülerInnen den Fragen von OberstufenschülerInnen anderer Länder über Israel stellen. Insgesamt hat das israelische Außenministerium in diesem Jahr 66 SchülerInnen in die ganze Welt geschickt.
Die beiden selbstsicher auftretenden Schüler, ausgerüstet mit Lebensläufen für die Presse, nahmen mit ihren sehr guten Deutsch-Kenntnissen am Gemeinschaftskundeunterricht teil. Auf die Frage von Kippenberg-SchülerInnen, wie sie zur Deutschen Einheit stehen, antworteten sie sehr unterschiedlich. Daniel Hopmeier geht die derzeitige Entwicklung viel zu schnell. Er hat Angst davor, daß aus der Euphorie ein Nationalismus entsteht,
der in die falsche Richtung geht. Dem gegenüber hat Daniel Kühnel keine Angst vor einer Wiedererstehung des Dritten Reiches. Ihn beruhigt die demokratische Tradition der Bundesrepublik. Nach seiner Meinung könnten Konflikte in einem vereinten Deutschland besser gelöst werden, als in der Zweistaatlichkeit.
Ihre Auffassungen zur israelischen Innenpolitik glichen sich
dagegen aufs Wort. Die Besetzung der palästinensischen Gebiete durch das israelische Militär billigten sie vorbehaltlos. Das Risiko sei für Israel zu groß, wenn die Palästinenser einen eigenen Staat verwalten würden, ohne daß im angrenzenden arabischen Hinterland Frieden herrsche. Schließlich sei Israel seit seinem Bestehen in sechs Kriege verwickelt worden. Die Grenzen im
Norden und Osten seien deshalb notwendige Waffenstillstandslinien.
Die Schulen seien in den besetzten Gebieten nur deshalb geschlossen worden, weil sie nur als propagandistische Treffpunkte gedient haben. Mittlerweile seien sie aber alle wieder geöffnet.
Den SchülerInnen des Kippenberg-Gymnasiums war die bruchlos staatstragende Argumentation der beiden Israelis zu glatt. Der Missions-Auftrag des israelischen Außenministeriums sei zu deutlich. Die beiden Israelis erwiderten, sie sähen ihre Aufgabe darin, Fakten zu liefern und ihre eigene persönliche Meinung dazu abzugeben. Nur das sei ihr Auftrag vom Außenministerium. Die Kippenberg-SchülerInnen hätten auf ihre Fragen gerne kritischere Meinungen gehört, als die, die ihnen das Fernsehen präsentiert. Diesen Sinn sollte der PR -Besuch aber nicht haben. Dazu waren die beiden zu gut ausgewählt.
mk
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