Asbestverseucht!

■ Lungenschützer wollen EG-Zentrale abreißen / 200 Millionen DM kostet Entsorgung des Krebserzeugers

Brüssel (taz) - Niemand will es haben - das Berlaymonster. Die belgische Regierung, der der schwarzverglaste Monsterbau in Brüssel gehört, möchte es um jeden Preis loswerden. Doch selbst für die Rekordsumme von einem Belgischen Franc (20 Pfennig) ist die EG-Kommission, die darin ihre Zentrale installiert hat, nicht bereit, zuzuschlagen. Der Grund? Das Monster ist verseucht - mit Asbest. Und obwohl die Kommission seit 1976 an Gesetzesinitiativen bastelt, die die Verwendung des in den 60er Jahren modernen Baustoffs EG-weit einschränkt und sogar verbietet, läßt man sich im eigenen Haus Zeit.

Zwar ist der zuständige Kommissionsmitarbeiter Eduardo Volpi dafür, das Asbest zu entfernen, aber „es wird furchtbar teuer werden“. 200 Millionen DM, so schätzt er, wird es kosten, den Lungenkrebserzeuger aus dem Gebäude zu reißen. Denn alle Decken, Wände, Böden und Schächte sind verseucht. Deswegen überlegen radikale Lungenschützer schon, das architektonische Monster ganz abzureißen und auf eine Sondermülldeponie zu verbringen. Der Generalsekretär der Europäischen Büroarbeitergewerkschaft TAO, George White, fordert eine sofortige Evakuierung der 3.000 Kommissionsangestellten, die täglich im Berlaymonster arbeiten und atmen müssen.

Die Reaktion des Arbeitgebers: Seit sieben Jahren schon gibt die Kommission Studien in Auftrag, die die Gefährlichkeit des Monsters für die in ihm arbeitenden Menschen analysieren sollen. Nur: Sie unternimmt nichts, obwohl schon Kommissionsmitarbeiter an den Auswirkungen des Asbest gestorben sein sollen. Da sich dies allerdings bislang nicht nachweisen ließ, herrscht im luftigen 13. Stock noch Ruhe. Kein Wunder: Hier oben, wo die hohen Kommissare thronen, wurde nicht mit Asbest gebaut.

-ard