: Ein spirituelles Spiel
■ Das rauheste Eishockeymatch der NHL-Geschichte
Berlin (taz) - „Es war fast ein Krieg dort draußen“, sagte Bruce McNall, der Besitzer der Los Angeles Kings, „aber ich glaube, wir mußten das tun, um gegen Edmonton zu gewinnen.“ Kings-Verteidiger Marty McSorley sah das Ganze eher esoterisch und meinte, es sei ein „spirituelles Spiel“ gewesen. Die Rede war von einem Eishockey-Match, das die Los Angeles Kings um Wayne Gretzky am Mittwoch in L.A. gegen dessen ehemaliges Team, die Edmonton Oilers, mit 4:2 gewannen - die härteste Partie in der Geschichte der nordamerikanischen Profiliga.
86 Zeitstrafen wurden insgesamt ausgesprochen, die Oilers bekamen 199 Strafminuten aufgebrummt, die Kings 157. Angefangen hatte das Ganze mit einer Prügelei zwischen McSorley und Edmontons Stürmer Mark Messier, danach entwickelte sich ein Spiel, dessen Chronik laut 'Los Angeles Times‘ einem „Polizeibulletin“ ähnelte. Nicht einmal eine Ruhepause in den Kabinen, die die Schiedsrichter den schlagkräftigen Akteuren drei Minuten vor Schluß des zweiten Drittels verordneten, konnte diese besänftigen.
Nach drei Stunden und 32 Minuten war die Marathonrauferei schließlich vorüber, blauäugig schlichen die ermüdeten Kämpen vom Eis, und schon erhoben sich die Rufe nach härteren Regeln. Bislang wird der dritte Spieler, der sich an einem Kampf beteiligt, automatisch ausgeschlossen, gefordert wird nun immer dringlicher, es möge doch gleich den ersten treffen. Wayne Gretzky verfolgt die Diskussion gelassen: „Wenn die NHL etwas dagegen tun will, gut; wenn sie nichts dagegen tun will, gut.“ Wenig von neuen Regeln hält auch Harry Ornest, früherer Hockey-Funktionär: „Manchmal, an manchen Abenden, wenn die Spieler dazu bestimmt sind zu kämpfen, können sie durch nichts gestoppt werden.“
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