piwik no script img

Liebe Umweltverbrecher

■ Betr. Haftstrafe für den Unternehmer Koeppler

Das hat Euch aber einen ganz schönen Schreck eingejagt, was? Ein Jahr Knast - für einen von Euch! Bisher kanntet Ihr das doch nur aus Batman-Heften: Mit viel Energie und bar jeden schlechten Gewissens verfolgt der Schurke seine Machenschaften. Die Mächte des Guten entlarven den Bösewicht und legen ihm das Handwerk. Beruhigt schwebt Batman im Batmobil gen Himmel. Der Schurke dagegen stürzt in den Tod oder zittert sonstwie seiner gerechten Strafe entgegen.

Das ist der Comic Strip. Das Leben für Euch Umweltschweine war anders. Entweder wurden Eure Machenschaften nicht aufgedeckt - oder sie wurden aufgedeckt, Ihr aber konntet nicht mehr haftbar gemacht werden. Oder Ihr ward wirklich blöd genug, Euch vor den Richter zerren zu lassen - dann hat der sich vor lauter Freude damit begnügt, Euch an die Portokasse zu gehen.

Jetzt, arme Schurken, sind Eure Gegner obenauf. Fast schon Freudentänze führten die Umweltschützer in den Senatsbehörden und bei der Umweltkripo gestern auf, als sie von dem Urteil gegen den Schöneberger Unternehmers Koeppler hörten.

Bösewichter, seid beruhigt: Ihr könnt ruhig weitersauen. Der Senat ist zwar rot-grün angestrichen, aber in seinem Haushaltsplan ist ein Batmobil für Umweltkripo oder Umweltbehörde weiterhin nicht vorgesehen. Die Öko-Polizisten müssen sich damit begnügen, daß der Innensenator warme Worte für ihre Personalknappheit findet. Und schickt Euch die Umweltsenatorin mal Kontrolleure, die in den Industriebetrieben nach illegalen Giftmüllpraktiken fahnden (und diese auch aufdecken) - dann rettet Euch auch weiterhin das Machtwort des Wirtschaftssenators: Solche Kontrollen sind ja schädlich für das wirtschaftspolitische Klima!

Erinnert Euch, geschätzte Brunnenvergifter: Auch Euer Kamerad Koeppler wurde nur durch Zufall und von der Feuerwehr erwischt - nicht von den armen, überlasteten Deppen der Umweltbehörde. Und ob die Firma den angerichteten Schaden bezahlen muß - auch das ist wirklich noch völlig offen. Ihr werdet Euren Giftmüll nicht mehr los, seit Euch die DDR verboten hat, das Trinkwasser in Vorketzin zu verseuchen? Macht Euch nicht ins Hemd - und kippt das Gift in die Gullis!

Hans-Martin Tillack

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen