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RU 486-betr.: "Wie frei macht die neue Pille?", taz vom 2.2.90, LeserInnenbrief "Gegen den Griff zur Pille", taz vom 23.2.90

betr.: „Wie frei macht die neue Pille?“, taz vom 2.2.90, Leserinnenbrief „Gegen den Griff zur Pille“, taz vom 23.2.90

(...) Wir teilen mit dem FFGZ die Forderung nach Abschaffung des § 218 und treten ebenso für ein uneingeschränktes Selbstbestimmungsrecht der Frau ein und kommen unter diesem Blickwinkel erst recht zu einer anderen Einschätzung von RU 486.

RU 486 stellt eine Erweiterung der vorhandenen Abbruchmethoden dar. Bislang gab es für Frauen keine verfügbaren Alternativen zum operativen Schwangerschaftsabbruch. Frauen sind abhängig von der Verfügbarkeit einer operativen Abbruchmöglichkeit, von der Qualität des Operateurs/der Operateurin und der Einrichtung. (Weltweit sterben im Zusammenhang mit einem Schwangerschaftsabbruch 150 bis 200.000 Frauen/Jahr.)

Durch RU 486 bietet sich zum ersten Mal die Möglichkeit, einen Schwangerschaftsabbruch ohne operativen Eingriff durchzuführen. Dieses gelingt in 96 Prozent der Fälle in Kombination mit Prostaglandinen bis zur neunten Schwangerschaftswoche.

Wir teilen das Mißtrauen des FFGZ gegen die Pharmaindustrie; in diesem Falle sollte uns aber hellhörig machen, daß uns die Pharmaindustrie ausgerechnet dieses Medikament vorenthält, und das, obwohl ein Erprobungszeitraum von acht Jahren mit über 30.000 gut dokumentierten Anwendungen vorliegt. Dabei können natürlich, wie bei allen anderen Medikamenten und Kräutern Langzeitschäden auftreten, die nicht vorhersehbar sind. Darüber müssen Frauen informiert werden und selber eine Entscheidung treffen.

Wir sind entschieden für weitere Forschung an RU 486 und auch den Einsatz von RU 486, weil sie uns den Arzt -unabhängigen Schwangerschaftsabbruch in greifbare Nähe rücken läßt.

Die Erprobung sollte in der sogenannten ersten Welt stattfinden, wo eventuelle Komplikationen besser aufgefangen werden können als in der sogenannten Dritten Welt. Worüber diskutiert werden sollte, heißt nicht RU 486 ja oder nein, sondern darüber, unter welchen Bedingungen geforscht und RU 486 angewendet werden sollte.

Fachgruppe Medizin der Pro Familia Berlin

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