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„Mehr Kapazität in die Familie“

■ Konsumfreundlich, aber frauenfeindlich? / Funk-Werbung in Bremen für ADLER-Kleider

Morgens um 7 ist die Welt noch im Radio und in Ordnung. Leider kann Herr Peschke das nicht hören, weil er morgens um 7 schon im Laden ist. Herr Peschke ist Marktleiter der neuen ADLER-Filiale im neuen Weserpark und kennt also die neuen Funkwerbespots nicht. Ist damit was?

Originalton: Schatzi, ruft's von der Türe, schau mal, was sich Hasilein Hübsches gekauft hat, so ein schnuckeliges Kleidchen, und Schatzis Hasilein hat bloß 600 Mark dafür bezahlt - da knurrt Schatzi zuerst böse, dann wird Schatzi tätlich: Scherben klirren, dann ein erschütterndes „nein, nein, nicht„-Schreien, Hasilein flieht. Wir wissen nicht, was Schatzi geworfen hat, aber ein lachender Sprecher -Dritter weiß, daß „Sie sich diese Art von Überraschungen ersparen“ sollten. Welche von beiden? Egal, wir sollen zur neuen ADLER-Filiale gehen und dort sparsamer, aber einkaufen.

Gegen diesen Funk-Werbespot aus einer ganzen Serie für zwei Adler-Neueröfn (Bremerhaven und Weserpark) gibt es mittler

weile Beschwerdebriefe und Unterschriftenaktionen von privaten und öffentlich-rechtlichen Frauen (Radio-Bremen -Frauengruppe, s.taz vom Montag). Frau Feuerhahn von der RB -Werbung hat da selbst „keine Probleme mit“ und verweist auf den ZAW, den Zentralausschuß der Werbung, der Werbespots rechtlich untersuche ob ihrer Sendefähigkeit. Brigitte Melinkat von der bremischen Gleichstellungsstelle und zuständig für den Themenkomplex Gewalt gegen Frauen zu der Spot-Situation: „Es ist ekel

haft und geschmacklos“, die Frau werde eindeutig bedroht und das scheinbar zu Recht, weil der Mann gegen doofe Dummchen geradezu Gewalt einsetzen müsse, um sie zur Räson zu bringen; die Frau aber habe letztendlich die Verantwortung für seine Gewalttätigkeit. Am wirksamsten sei, jede einzelne Konsumentin beschwere sich ab Werk. Die Gleichstellungsstelle will Beschwerde beim Deutschen Werberat einlegen.

Konzeptioner Langschmidt von der zuständigen Werbeagen

tur in Aschaffenburg, wo auch Adler seinen Haupthorst hat leider ist kein Adler-Konzeptioner da - versteht nicht: frauenfeindlich? „Um Gottes willen nein!!“ Die Werbe -Konzeption sei die, daß „die Frau eben mehr Kapazität in die Familie stecken solle“. Als wohin? Und welche? Schließlich verdiene doch immer noch zu 80% der Mann das Geld und teile zu, und warum solle er, Langschmidt, da in sich gehen? Mann sei dankbar für jede Aufmerksamkeit. Claudia Kohlhas

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