40.000 Runden im Knast

Prozeß gegen Ex-Krupp-Aufsichtsrat vor dem Abschluß  ■ Mit der Crime Time auf du und du

Bochum (dpa) - Der Krupp- Stahl-Prozeß vor dem Bochumer Landgericht um den Vorwurf der Untreue in Millionenhöhe ging am Montag mit den letzten Worten der Angeklagten Werner Resch und Helmut Berndt in die Schlußrunde. Nach rund 10monatiger Verhandlungsdauer will die Wirtschaftsstrafkammer nun Mitte des Monats das Urteil gegen den 53jährigen Ex-Aufsichtsrat der Krupp Stahl AG, Resch, und den ehemaligen Rohstoffeinkäufer Berndt verkünden, die mittlerweile beide in umfassenden Geständnissen die Vorwürfe eingeräumt haben.

Staatsanwalt Walther Müggenburg hat sechs Jahre Haft für den Ex-Aufsichtsrat und drei Jahre für Berndt wegen Untreue beantragt. Das Duo muß sich dabei vor allem wegen Geschäften der Entsorgungsfirma Rheinform verantworten, durch die der Krupp Stahl AG ein Schaden von rund 11,6 Millionen DM entstanden sein soll. Gegen den ehemalige Krupp Stahl -Vorstandschef Alfons Gödde, der die Vorwürfe nach wie vor energisch bestreitet, verhandelt die Kammer mittlerweile in einem abgetrennten Verfahren.

In seinem „letzten Wort“ bedankte sich der ehemalige Zehnkämpfer Resch ausdrücklich bei der Leitung der Dortmunder Justizvollzugsanstalt, die ihm während seiner zweieinhalbjährigen Untersuchungshaft ein ausgedehntes Fitneßtraining ermöglicht habe. Rund 40.000 Runden habe er während seiner Haft im 90-Meter-Oval des Gefängnishofes drehen können, berichtete der drahtige Angeklagte, der seine Karriere einer persönlichen Bekanntschaft mit dem damaligen Krupp-Chef Beitz verdankte, den er beim Joggen am Strand von Sylt kennengelernt hatte.

Mit unerschütterlichem Selbstbewußtsein wies Resch das Gericht darauf hin, daß durch den Umbruch in der DDR die Stunde für einen „solchen Mann“ wie ihn gekommen sei. Es sei daher für ihn „wenig sinnvoll“, künftig im Gefängnis 2.000 Wäscheklammern am Tag herzustellen.