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Satisfaktion in Montevideo

■ Beim Duell wollte ein Polizist seine Ehre verteidigen

Montevideo (taz) - Seine Ehre stand auf dem Spiel, und wie in so einem Fall zu verfahren ist, das weiß er noch von seinem Großvater: Wahre Satisfaktion verschafft ein Duell.

Der Herausforderer ist Polizeikommissar Saul Claveria, der Frevler heißt Federico Fasano, seines Zeichens Herausgeber des linken uruguayischen Boulevardblattes 'Republica‘. Der Stein des Anstosses: ein Artikel vom 21. Januar, in dem berichtet wurde, daß am hellichten Tag aus zwei Volkswagen heraus Straßenhändler mit Schmuggelware beliefert worden seien. Die Nachfrage beim Straßenverkehrsamt habe als Eigentümer den Polizeioffizier Claveria ergeben. Der wiederum will nichts mit den beiden Fahrzeugen und noch weniger mit dem Schmuggel zu tun haben.

Nun geht alles seinen Gang: Claveria fragt beim Innenminister an, ob er den Beleidiger zum Duell herausfordern dürfe, und bekommt grünes Licht. Schließlich sei in Uruguay das Duell eine traditionelle Geste unter Gentlemen, und der aus dem Amt scheidende Staatschef Julio Maria Sanguinetti habe schließlich mit der Pistole genauso um seine Ehre gekämpft wie der derzeitige Präsident des Linksbündnisses Frente Amplio, Liber Seregni. Der Polizist benennt zwei Uniformierte als Sekundanten.

Fasano nimmt die Herausforderung an und präsentiert seine Sekundanten - eine Abgeordnete der Nationalen und den 90 -jährigen Präsidenten der Grünen Partei. Eine Waffe will er allerdings nicht in die Hand nehmen. Damit wendet sich das Blatt, der Herausforderer wird zum Spielverderber: Am Wochenende verkündet Claveria auf einer Pressekonferenz mit Tränen in den Augen seinen Entschluß, sich von dem Duell zurückzuziehen. Fasano verletze die Vorschriften des Zweikampfes, der Journalist habe seine Herausforderung zu weiteren Beleidigungen mißbraucht. Der um die Satisfaktion Betrogene setzt seine Hoffnung nun auf die Justiz.

Gaby Weber

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