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Kölns plötzlicher Tod

■ Die Haie verlieren das zweite Play-Off in Rosenheim 3:4 unglücklich nach zwei Minuten der Verlängerung

Sie mögen sich nicht, die Eishockeyvereine aus Köln und Rosenheim, und nicht erst seit dem Halbfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft in Köln. Die Rosenheimer hätten dort eine verabscheuungswürdige Brutalität wie in einem Schlachthof gezeigt, so der KEC-Vorsitzende Landen. Der Rosenheimer Trainer Starsi verstand seine Welt ob dieser Vorwürfe nicht mehr: Da wurde doch hartes Eishockey geboten, wie international üblich und die Schauspielerei der Kölner sei das eigentlich Schmutzige.

Bevor der Streit auf der Pressekonferenz weiter eskalieren konnte, griff friedensstiftend Nationaltrainer Xaver Unsinn ein. Es sollten sich alle zusammensetzen und sich aussprechen, damit das deutsche Eishockey wieder seine Ruhe finden könne.

Aber nicht nur, daß sich die Klubs nicht mögen, am Dienstag abend trafen in der ausverkauften Eishalle (7.100) zwei verschiedene Eishockeyauffassungen aufeinander, symbolisiert in den beiden Trainern. Der ruhige, irgendwie immer abgehoben wirkende Kölner Hardy Nilsson und sein Gegenüber, der hektische, aufbrausende Jano Starsi.

Der KEC wollte mit spieltechnischen Mitteln und für seine Verhältnisse kampfbetont die Rosenheimer bezwingen. Der SBR setzte hingegen auf kämpferischer Härte verbunden mit dem Wille zum Erfolg um jeden Preis.

Daß es diesmal nicht ausartete auf dem Eis, lag auch an Herrn Vogt, der den Wettkampf einigermaßen sicher leitete. Er verteilte die Strafzeiten gerecht, und als es zu hektisch wurde, ließ er zur Beruhigung das Eis aufbereiten.

Der erste Treffer gelang dem SBR durch Höfner, kurz darauf konnte Sikora für Köln ausgleichen. In den zweiten zwanzig Minuten rissen die Kölner durch ein Tor von Kwasigroch die Führung an sich, die trotz der heftig stürmenden Rosenheimer bis zum Beginn des letzten Abschnitts anhielt. Dann aber schlug Maidl für die Rosenheimer zu, die fortan mit ungestümer Kraft Richtung Kölner Tor rannten. Dabei unterlief dem besten Rosenheimer, dem Hünen Ron Fischer (1,90 m, 90 kg), ein folgenschwerer Fehler, der Pokorny erlaubte, das 2:3 für Köln zu erzielen. Doch fünf Minuten vor Schluß fiel das 3:3 durch.

Die Verlängerung, in der Eishockeysprache „Sudden Death“ genannt, streßte nochmals die Gemüter. Franz, genervt von der guten Kölner Abwehr, legte eine Ehrenrunde ein. Nach einigen Kurven bewegte er sich schließlich doch Richtung Tor. Die KSC-Spieler bewunderten seine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten, und eher einer eingreifen konnte, befand sich Franz vor Torhüter Heiß, den er samt Puck über die Torlinie beförderte. Nach einigem Durcheinander und Kölner Protesten gab der Torrichter den Treffer. Hardy Nilsson beklagte sich hinterher über die Parteilichkeit der Unparteiischen und meinte, das Tor sei nie und nimmer ein gültiges gewesen.

Mit diesem Siegestreffer zum 4:3 erlagen die Kölner dem „plötzlichen Tod“ in der Verlängerung. Traurig und sich betrogen fühlend schlichen sie vom Eis, haben sie doch innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal unglücklich gegen den SBR verloren. Derweil träumen die Rosenheimer vom Endspiel.

Werner Steigemann

Zweites Halbfinale: Schwenninger ERC - Düsseldorfer EG 3:5.

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