: Ein Buch, ein Trio und Weltgeklöter
■ Die Jazzveranstaltungen der nächsten Wochen: Von Paul Motion über „Megadrummer“ Reinhard Flatischler bis zu Martin Blumes „Improvisationen 1“
Das wichtigste Jazzereignis dieses Monats findet nicht auf einer Bühne, sondern in den Buchläden statt: Seit einigen Tagen ist die Autobiographie von Miles Davis auf dem Markt, ein 500 Seiten-Wälzer, in dem der Meister über die fünf oder sechs Revolutionen der Jazzmusik plaudert, bei denen er Chefrevoluzzer gewesen ist. Er schimpft zum Teil ganz unliterarisch, und jugendfrei ist das Buch auch nicht unbedingt.
Bei seinen Musikerkollegen sägt er meist kräftig an den Konkurrenzlegenden, und da wird sogar Paul Motian kurz erwähnt: Als Mitglied des Trios, das Bill Evans gründete, als er das Miles Davis Quintett verließ: „Bill war ein großer Pianist, aber nach meiner Meinung spielte er nie wieder so gut wie bei mir. (...) Ich will damit nicht sagen, daß er jederzeit bessere schwarze Musiker für Scott (LaFaro) und Paul gefunden hätte“ - und damit sagt er es im Grunde ja doch, aber das wird Schlagzeuger Paul Motian wohl überstehen, der nach Bill Evans in der Gruppe von Keith Jarrett berühmt wurde und mit den jungen New Yorker Jazzern Bill Frisell (Gitarre) und Joe Lovano (Saxophon) am Sonntag 18. 3. im Theater im Schnoor auftritt.
Der Östereicher „Megadrummer“ Reinhard Flatischler tritt am Dienstag den 13. 3. im Modernes mit einigen der besten Klöterern (Endschuldigung - Meisterperkussionisten ist das angemessene Wort) aus vier Kontinenten auf. Musiker aus Japan, Kuba, Ghana und Austria spielen so exotische Instrumente wie Taiko, Bata, Ratang und Tsching (Ehrenwort), und der Wiener Saxophonist Wolfgang Puschnig muß als einziger Melodiker über diese „spannendste Brücke zwischen Kontinenten und Kulturen“ (so ein Kollege) balancieren.
Man höre und staune - aber Kraan, die deutsche Rockgruppe, auf die damals alle Hippies so abfuhren, gibt es immer noch. Man darf gespannt sein, wie sie sich seit 1971 verändert haben. Der Tourtitel „Dancing in the Shade“ läßt schon Schlimmes vermuten; am 15. 3. im Modernes kann man es nachprüfen.
Nach anstrengender „Kunst“ hört sich die Veranstaltung der Musikerinitiative Bremen an: „Improvisationen 1“ mit dem Schlagzeuger Martin Blume als Gast am 13. 3. im Haus der Naturfreundejugend, Buchtstraße 14. Dies ist das erste Konzert in der Reihe für „Freie Improvisierte Musik und andere Künste“. Die MIB wünscht sich selber „Mut zum Risiko und Experiment“ - und das ist hier wohl auch vom Publikum gefordert. Was Miles Davis zu diesem Konzert sagen würde? Willy Tau
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