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Luther gegen die Obrigkeit

■ Ein widersprüchlicher Deutscher im Jahre 1517: Martin Luther, Teil 1, DDR 2, 22.20 Uhr

Es gab ein Jahr, da trafen sich Martin Luther und Karl Marx. Der eine hatte seinen 500. Geburtstag, der andere seinen 100. Todestag. Die Regierenden stürzten sich nicht nur auf den ersten, sondern auch auf letzteren, den Reformator. Zur Aufbesserung ihres Images im In- und vor allem im Ausland war er gut genug und das Staatssäckel für solche Anlässe reichlich gefüllt. Das war 1983. Außer für pompöse Feierlichkeiten wurde manches Geld auch sinnvoll verwendet. Dazu gehört ein Fernsehspiel in fünf Teilen.

Heute abend beginnt die Wiederholung der 1983 erstmals ausgestrahlten Serie, und sie kommt durchaus zur rechten Zeit. Denn Luthers mahnende Worte zur Gewaltlosigkeit verdienen angesichts des sich zuspitzenden Wahlkampfes gehört zu werden. Doch er forderte auch das: Demut vor der Obrigkeit. Dem will hoffentlich (?) keiner mehr folgen.

Hans Kohlus (Buch) und Kurt Veth (Regie) haben drei Jahre gearbeitet, um diesen widersprüchlichen Deutschen dem Zuschauer nahe zu bringen. Herausgekommen ist ein ebenso widersprüchlicher Film, der dann am stärksten ist und damit auch sein Hauptdarsteller Ulrich Thein, wenn die Inszenierung fernab von Ausstattung und Schauplätzen kammerspielartigen Charakter trägt. Luthers einsames, verzweifeltes „Vater unser“, sein Disput auf Leben und Tod mit dem Abgesandten des Papstes und das leise Singen seiner Frau Katharina im Garten sind solche Szenen.

Der erste Teil beginnt im Jahre 1517. Luther, der Augustinermönch und Professor an der Kursächsischen Universität in Wittenberg, bringt Unruhe ins Land. Sein Lehrer und Freund Johann von Staupitz mahnt ihn zur Ruhe. Doch Luther kann nicht schweigen: Der Kerkermeister und gerissene Ablaßhändler Tetzel treibt sein Unwesen.

Wy (DDR)

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