piwik no script img

Bremerhaven: Gerichtsbekannter Betrüger ängstigt Mieter

■ Umbau des ehemaligen Wally bringt Haus ins Wanken

Wer dem Immobilienmakler Peter Hartz nachsagte, daß seine Geschäfte am Rande oder gar außerhalb der Legalität stattfinden, bekam zum Beispiel eine Gegendarstellung ins Haus geschickt. Inzwischen ist die üble Nachrede gerichtsfestgestellte Tatsache: Im November wurde Hartz wegen Betrügereien bei der Hausverwaltung zu einer Geldstrafe von 15.000 Mark verurteilt. In Bremerhaven hat das seinem Image aber noch keinen Kratzer beigebracht. Nach wie vor ist Hartz dort gut im Sanierungsgeschäft vertreten. Zum Beispiel bei dem „Projekt Wally“. Vor einem Jahr hatte Hartz für ein Politikum gesorgt, als auf sein Betreiben hin die Jugendkneipe „Wally“ geschlossen wurde, um einem Supermarkt Platz zu machen. Wochenlang hatte es heftige Proteste und kleinere Krawalle gegeben. Jetzt sorgt Hartz für Unruhe und Angst bei den Mietern des Nachbarhauses.

Für den Supermarkt, der im Erdgeschoss der beiden neben

einander stehende Häusern entstehen soll, müssen gewaltige bautechnische Probleme bewältigt werden. So müssen auf einer Länge von 20 Metern gut 40 Zentimeter dicke Brandwände entfernt und durch Stützen ersetzt werden. Das bedeutet, daß praktisch die tragende Konstruktion zwischen Keller und erstem Stock völlig erneuert wird. Die Folge: Bei den sechzehn Mietern zeigen sich immer neue Risse in den Wänden. Selbst Fliesen springen. Türen klemmen. Der Architekt Horst Grützner, dessen Kulturetage in dem Haus untergebracht ist: „Es gibt eine Fülle von Verstößen gegen Baurecht und anerkannte Regeln der Baukunst. Das achzig Jahre alte Haus ist in Bewegung geraten.“ Die sechzehn Parteien, die in dem Haus wohnen, sind inzwischen in heller Aufregung. Der Besitzer, überlegt ob er den riskanten Bau per einstweiliger Verfügung stoppen soll und hat inzwischen einen Anwalt beauftragt.

Die Bremerhavener Baupolizei

sieht dem Bauvorhaben dagegen gelassen zu. Nachdem die Bewohner und insbesondere Grützner mehrmals auf die erheblichen Risse hingewiesen hatte, sah man sich immerhin genötigt, vor Ort einmal den Schaden zu besichtigen. „Mit großer Starbesetzung“, so der Leiter der Baupolizei, Heinz Hild, mit Architekten, Statikern und auch Hartz, wollten sich die Baukontrolleure am Donnerstag morgen die Schäden ansehen. Doch in die Wohnungen kam die Gutachtertruppe nicht, da kein Mieter anwesend war. Doch auch ohne Inaugenscheinnahme ist sich Hild sicher: „Eine Beeinträchtigung der Standsicherheit ist nicht gegeben.“ Die Risse seien naturgemäß. Hild: „Das muß sich alles zurechtruckeln.“ Aufmunterndes hat Hild für die baugeplagten Anwohner parat: „Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ Dagegen meint Grützner: „Die Baupolizei und die Feuerwehr vernachlässigen ihre Aufsichtspflicht.“

hbk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen