: „Natürlich machen wir weiter“
■ medico international will in Zukunft „kämpferischer“ werden: Bäume gegen Viehzüchter
Für medico international, die auf Gesundheitsprojekte spezialisierte Hilfsorganisation in Frankfurt, stand ein Ausstieg aus dem Uno-regierten Nicaragua nie zur Debatte. „Nicaragua wird auch künftig fest im Zentrum des medico -Engagements stehen“, heißt es in einem neuen Projektdossier aus der Feder von medico-Mitarbeiter Thomas Gebauer. In der mit nur 15.000 Wahlberechtigten winzigen Südprovinz am Rio San Juan -der einzigen, wo die Sandinisten die Wahlen gewannen- hat die Organisation seit 1984 insgesamt 60 Teilprojekte mit aufgebaut; in der Provinz Boaco - wo die Uno ihr bestes Ergebnis erzielte - unterstützt sie ein Wiederaufforstungsprojekt.
Den Wahlsieg der Frente am Rio San Juan - 59 Prozent FSLN, 34,4 Prozent Uno - darf sich medico international auch ein kleines bißchen selbst zuschreiben. Einst war die Provinz eine vergessene Region, heute hat sie sichtbare Erfolge hinsichtlich der ökonomischen und sozialen Lage ihrer BewohnerInnen aufzuweisen, Resultate einer Entwicklungsstrategie, die auf regionale Autonomie setzte. Das größte dortige medico-Projekt, das Hospital in San Carlos mit 55 Betten und einem eigenen Chirurgietrakt, wurde - wie viele andere Teilprojekte auch - erst in den letzten Monaten fertiggestellt und übergeben. Da alle Kommunen bis auf eine weiterhin von der Frente Sandinista verwaltet werden, hat medico keine Mühe, seine Projekte dort unter dem bisher gültigen Prinzip „Gesundheit für alle“ auch 1990 und 1991 weiterzuführen: Hygienekampagnen, Latrinenbau, Trinkwasserversorgung, Ausbildung in Umweltfragen, Wasserbauprojekte, letztere in Zusammenarbeit mit einigen Städtepartnerschaftsinitiativen.
Ganz anders die Situation in der Provinz Boaco, die von traditionell konservativ und antisandinistisch denkenden Viehzüchtern geprägt wird. Dort gewann die Uno mit 67,8 Prozent noch deutlicher als irgendwo anders. Das noch in der Anlaufphase befindliche Aufforstungsprojekt, das medico zusammen mit den Grünen, dem Info-Büro Nicaragua und kleinen Organisationen durchführen will, wird jetzt wohl einen durchaus „kämpferischen Charakter“ (Gebauer) bekommen: „Bäume gegen Viehzüchter“. Denn es sollen nicht nur die Schäden beseitigt werden, die der Hurrikan im Oktober 1988 angerichtet hat, sondern auch jene, die durch frühere Überweidung und exzessive Agrarwirtschaft entstanden sind. „Es ist damit zu rechnen“, schreibt Gebauer, „daß innerhalb des Landwirtschaftsministeriums die Bereitschaft zur Durchführung solcher Projekte zurückgehen wird. Eine Kooperation ist deshalb nur noch möglich mit den autonomen Kooperativen und jenen NGOs (nichtstaatliche Organisationen; d.Red.), die sich als Reaktion auf das Wahlergebnis gerade bilden. Entsprechende Verhandlungen und Absprachen finden bereits statt.“
Sollte aus der taz-Spendensammlung für das Schulzentrum auf Corn Island noch Geld übrigbleiben, dann werden wir es medico für seine Nicaraguaprojekte zur Verfügung stellen.
usche
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen