Bremen macht dumm

■ Tagung „Frauen ins Museum“ im Kultursaal der Angestelltenkammer war ein zweitägiger Schuß in den heimischen Museumsofen

Diese Tagung konnte einer verzweifelte Lust aufs Auswandern machen. Nichts wie weg aus diesem Hort der Ignoranz, je nach Person gefärbt von nett und dämlich bis nicht so nett und nicht so dämlich, hin nach Hamburg, Bonn, Frankfurt oder Berlin, wo die ausnahmslos anregenden, intelligenten Museumsmacherinnen herkamen, die Ellen Koopmann vom Arbeitskreis Frau und Museum bei der Zentralstelle zur Gleichberechtigung der Frau eingeladen hatte. Bei Diskussionen über ein - auf Eis liegendes - Museum der Arbeit hatte sie Frauen unberücksichtigt gefunden und den Arbeitskreis gegründet. Die Tagung sollte VertreterInnen sämtlicher Bremer Museen mit Ideen von außerhalb konfrontieren, nicht um in Bremer Museen ein paar mehr Frauen unterzubringen, sondern um für die Geschlechterproblematik als Sichtweise und Prinzip von Ausstellungsmachen zu werben.

Und das sah grundverschieden aus. Elisabeth von Dücker und zwei Mitarbeiterinnen haben beim im Aufbau befindlichen Hamburger Museum für Arbeit eine Arbeitsgruppe angesiedelt. An einem open-Air Totalgemälde aus ihrem Projekt „Frauen im Hamburger Hafen“, für das sie 400.000 Mark ergattert hatten, illustrierten sie ihren Ansatz: Raus aus den Museumsmauern, die Männerdomäne, in der es angeblich keine Frauen gibt, aus Frauenperspektive ansehen, Frauen darin sichtbar machen als Haus-und Reproduktionsarbeiterinnen, Prostituierte, aber auch als Sekretärinnen und Schweißerinnen. Wenns keine Quellen gibt, welche auftun z.B. durch Interviews. Ihr Vorschlag: Die Quotierung der musealen Quadratmeter für den Geschlechteraspekt.

Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Kustodin am Historischen Museum Frankfurt, die schon 1980

dort die berühmte historische Ausstellung „Frauenalalltag und Frauenbewegung 1890 - 1980“ gemacht hat, stellte ihr Konzept für eine Ausstellung zur Französischen Revolution unter dem Aspekt der „kulturellen Mittäterschaft von Frauen“ vor. Marianne Pitzen zeigte, wie eine zähe und abenteuerlustige Künstlerinnengruppe aus der „Utopie im Kopf“ das Bonner Frauenmuseum zuwegebrachte, das sie leitet. Das ist inzwischen zum Aushängeschild der Stadt avanciert, -„uns kümmert das nicht“

kunstpreisegesegnet, für die „Bonnerinnen„-Ausstellung mit einer runden Million ausgestattet, vom angeblichen Frauenghetto zum Besuchermagnet geworden.

Und schließlich die Berliner Künstlerin Gisela Breitling mit einem Plädoyer für für ein Akademie/Museum für Frauen-Kunst, in dem Künstlerinnen arbeiten können, „ohne dem Druck ausgesetzt zu sein, Weiblichkeit entweder unter Beweis zu stellen oder verleugnen zu müssen oder beides zugleich.“

Ansätze mal mehr historisch,

mal mehr künstlerisch, mal innerhalb der bestehenden Museen die Geschlechterperspektive installierend, mal außerhalb. Darin einen Gegensatz zu sehen, so Viktoria Schmidt -Linsenhoff, sei entschieden überholt. Man müsse beides tun.

Die musealen BremerInnen verwechselten die Einladung zur Kontaktaufnahme mit der zu einem Tribunal, und das entwickelte sich denn auch zeitweilig. Die Leiterin des Focke-Museums, Pohl-Weber und die senatorale Verantwortliche für Mu

seen, Grpe-Albers, hatten ihre Teilnahme zu Tagungsbeginn abgesagt. Der Leiter des Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, Detlef Ellmers, verwies ungetrübt durch den Vortrag der Hamburgerinnen darauf, daß in der Schiffahrt nun mal keine Frauen vorhanden, daß sie aber als Galionsfiguren präsent seien. Sein Hauptproblem bei der möglichen Darstellung eines „Vergnügungsviertels“ und generell: der Unterschied musealer Zwei-und Dreidimensionalität.

Er beantwortete genauso wie

die gutwillig-ahnungslose stellvertretende Leiterin des Überseemuseums, Elisabeth Kuster-Wendenburg die von Dücker und Schmidt-Linsenhoff wiederholten Fragen nach einem Konzept für die Präsentation der Geschlechterbeziehungen in ihren Museen mit Hinweisen auf das Vorkommen von Frauen in einzelnen Bereichen. Für Martina Rudloff, „Kustos“ des Gerhard Marcks-Hauses hatte Kunst, („Urbilder künstlerischer Schau“) mit Frauenkunst („Hang zum Basteln“) nichts zu tun.

Uta Stolle