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Adass Jisroel eröffnet Synagoge

■ Im Ostberliner Scheunenviertel gibt es nach 52 Jahren Schweigen heute wieder ein jüdisches Leben

Die orthodoxe jüdische Gemeinde „Adass Jisroel“ erhielt am Wochenende ein Stück ihrer Würde zurück. Jahrzehntelang war diese kleine Gemeinde, die die Ideen der Aufklärung, Bildung und Emanzipation mit Bibelgelehrsamkeit verband, fast vergessen. Gegründet wurde sie 1869.

1939 wurde die Gemeinde verboten, ihre Mitglieder fast alle von den Nazis ermordet. In Ost-Berlin wurde sie kürzlich wieder als selbständige Gemeinde zugelassen, in West-Berlin bis heute nicht. Intrigen der Jüdischen Gemeinde haben es verhindert, der Senat kuscht.

Jetzt wurde am Sonnabend abend in der Ostberliner Tucholskystraße 4O wieder eine Synagoge eröffnet. Hunderte der in alle Welt verstreuten Mitglieder kamen zu diesem Ereignis. Gestern früh fand dort der erste reguläre Gottesdienst nach 52 Jahren Schweigen statt, anschließend gab es ein großes Purimfest.

Nichts war in diesen langen Jahren, wie es einmal war. Die Tucholskystraße in Berlin Mitte hieß früher Artilleriestraße. Hier gab es in der Nummer 31 ab 1904 ein Rabbinerseminar, Verwaltungsräume und rituelle Tauchbänder, im 2. Hof war die Synagoge. Rund um die Artilleriestraße gab es ein reges jüdisches Leben. Das „kleine Jerusalem“ nannte man diese Enklave im Scheunenviertel. In der Großen Hamburger Straße, wenige hundert Meter entfernt, existierte das orthodoxe Israelitische Krankenheim. All dieses ganze Leben wurde zerstört. Im November 1938 sperrte die Gestapo das Gemeindezentrum, die Räumlichkeiten wurden als Warteräume für die Zwangsdeportierten mißbraucht. 25 Jahre nach Kriegsende wurde die Synagoge abgerissen, das Gemeindezentrum vom Bezirksamt Berlin Mitte zu Verwaltungsgebäuden umgestaltet.

aku

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