Vom Hemden Teuffel

Ein Vorschlag, wie die unsägliche Vermodung der Fußballer vielleicht doch noch aufgehalten werden kann  ■  P R E S S - S C H L A G

Heute stellen wir uns mal ganz in die kämpferische Tradition des Pastors Andreas Musculus Meusel (1514 bis 1581) aus Frankfurt an der Oder. Dem guten Mann gingen seinerzeit die barocken Pluderhosen mächtig auf den Sack, weshalb er in seiner Streitschrift „Vom Hosen Teuffel“ (1555) ziemlich vom Leder gezogen hat - auch wenn uns das sprachlich nicht mehr unmittelbar eingeht: „Deß jetzigen Weltbeschreyten verachten und verlachten Al-modo Kleyder Teuffels Alt-Vatter“ (Ausg. 1629).

Lebte Herr Meusel noch, er würde jetzt im harten Schulterschluß mit uns sich über Hemden ärgern: Seit einer ganzen Weile schon rennen die bundesdeutschen Nationalkicker mit Leibchen herum die aussehen, als fahre den Burschen gerade ein schwarz-rot-goldener Blitz ins Herz. Und so spielen sie auch, was nicht weiter schlimm ist, weil es selten vorkommt. Jetzt aber droht ein konzertierter Angriff der Sportartikelbranche auf die Bundesliga.

In einem Communique de Presse hat eine Firma ganz harmlos mitgeteilt, es ginge ihr eigentlich nur „um eine attraktive Verbindung von Funktionalität und Kreativität“ in Sachen Kleidung. Faktisch sieht das dann so aus, daß Eintracht Frankfurt und der FC St. Pauli (ja, auch die!) in „markanten asymmetrischen Trikot-Motiven“ daherkommen, der 1.FC Köln sich „sun-shining„-artig gibt, die Borussen aus Mönchengladbach im „Italinen-Look mit Blockstreifen“ Flanken schlagen, Düsseldorfs Fortuna sich mit „International Line“ gegen der Abstieg wehrt und Werder den Gegner während der kontrollierten Offensive durchs „Rauten-Design“ zusätzlich verwirrt. Und hie und da hängt auch noch die Rückennummer schief hintendrauf, womöglich in „grellen Neonfarben“.

Spätestens jetzt ist es Zeit für einen kleinen nostalgischen Anfall: Erinnert ihr euch noch an diese hübschen Hemden aus Baumwolle, die schon nach mehreren Waschgängen so wunderbar benutzt aussahen, mit farbigen Krägen und einer Leiste mit Bändel zum Schnüren (s.dok.Fot.)? Und Helmut Rahn war ganz eindeutig und markant die Nummer 7 und nicht irgendeine asymmetrische Raute?

Nun läßt sich die Geschichte der Hemdenmode so einfach nicht zurückdrehen, aber vielleicht gelingt es ja doch, die einflußreichen Herren um Hermann Neuberger auf unsere Seite zu ziehen. Indem wir ganz schamlos an ihre politischen Instinkte appellieren mit der Forderung: Gesamtdeutschland spielt künftig in den Trikots von 1937. Mensch, DFB, wär‘ das nix?

Thömmes