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Pikante Pikanterien-betr.: "Merkwürdige Häufung von Hausberufungen an der FU", taz vom 15.2.90

Betr.: „Merkwürdige Häufung von Hausberufungen an der FU“, taz vom 15.2.90

„Thol“ muß wissen, was er schreibt. Und die taz muß wissen, welchen Tollheiten sie ihre Spalten zur Verfügung stellt:

1. Wenn schon, dann hätte „thol“ die Wissenschaftssenatorin angreifen müssen, denn sie ist es, die Berufungen ausspricht. Anders als ihre Vorgänger, die immer alles besser wußten, ist sie Argumenten gegenüber, die sich auf die wissenschaftliche Qualifikation der BewerberInnen beziehen, offenbar gelegentlich zugänglich. „Thol“ hingegen weiß auch alles besser und wünscht sich offenbar Zeiten zurück, in denen die Senatoren in ihrer Allmacht mit Vorliebe Zweit- und Drittplazierte beriefen.

2. Bekanntlich geschieht es nach wie vor nicht allzu häufig, daß Frauen an der Universität habilitiert werden. Nun wird ausnahmsweise mal am Fachbereich „Philosophie und Sozialwissenschaften II“ der FU eine Frau habilitiert - und „thol“ fällt dazu nichts Besseres ein, als in altbekannter chauvinistischer Manier zu reagieren. Die wissenschaftliche Qualifikation der Betroffenen interessiert ihn nicht. Soll solche Niedertracht als der „gute Stil“ gelten, den „thol“ am Fachbereich vermißt?

3. Zumindest „merkwürdig“ ist auch die Konstruktion, mit der „thol“ die Berufung einer anderen Frau auf eine Professur an demselben Fachbereich verhindern will: Wieder: Qualifikation der Betroffenen hin oder her - aber die Erstplazierte habe einen „Ziehvater“, dieser sei „stockkonservativ“, daher natürlich ein „enger Freund“ des FU-Präsidenten, der wiederum „für seine Intrigen berüchtigt“ sei. Die Schlußfolgerung, die „thol“ wohlweislich nicht zieht, da er den Beweis nicht antreten könnte, die er aber dem Leser (und wohl auch der Leserin. d.sin) suggeriert: Alles eine Intrige des Präsidenten Heckelmann. Das wäre freilich „pikant“. Nicht weniger pikant erscheint es jedoch, daß „thol“ offenbar meint, die arme Wissenschaftssenatorin vor dieser schändlichen Intrige warnen zu müssen, indem er sich ausgerechnet auf das reaktionäre CDU-Hochschulgesetz beruft, das den Professoren mehrfach gesicherte, erdrückende Mehrheiten in den Gremien verleiht. Vielleicht sollte sich „thol“ einmal nach den Beziehungen seiner Informanten, die eine Abstimmungsniederlage mit allerlei juristischen Machenschaften in ihr Gegenteil verkehren wollen, nach oben erkundigen. Wer weiß, auf welche Pikanterien er dort stoßen würde.

Andreas Pangritz, Wiss.Assistent und Mittelbau-Vertreter im nunmehr entlarvten Fachbereichsrat

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