: Ohne König läuft nix
■ Die bundesdeutschen Biathleten schnitten bei der WM leider schlecht ab / Damenmannschaft holte noch Silber
Berlin (taz) - Da saßen die Durchlauchten, König Olaf von Norwegen samt Kronprinz Harald, und spornten ihre Biathletin Anne Elvebakk dermaßen lautstark an, daß diese ihren Weltmeisterinnentitel über 7,5 Kilometer, ohne zu Zögern, erfolgreich verteidigte.
Den bundesdeutschen Biathleten fehlte ein König vorne und hinten. Während die Fußballer ihren Kaiser haben, ließ sich in Oslo noch nicht einmal ein noch so unscheinbarer Hinterbänkler zum Anfeuern blicken. Wen wundert's, daß ob solch grober Mißachtung der geliebten Sportart die Hand zittert und der Stockeinsatz matt wird.
Demoralisiert ob der Ignoranz der Mächtigen sammelten die Sportler des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) jede Menge letzte Plätze für die Bundesrepublik. Besonders konsequent zeigte sich die Weltmeisterin von 1988, Petra Schaaf, die mit sechs Fehlschüssen sämtliche Chancen auf das Abspielen der Nationalhymne vereitelte. Auch die 3*7,5-Kilometer-Staffel wurde kummervoll letzte. Einzig die Silbermedaille in der Damenmannschaftswertung ließ Qualität erahnen, doch Trainerin Renate Schinze war nicht zu besänftigen: Sie trat zurück.
Den Männern eilte, nachdem sie in der Mannschaftwertung auf Rang 12 abgeschlagen waren, der Nebel zu Hilfe. Die 4*7,5 -Kilometer-Staffel wurde abgesagt und soll beim Weltcup -Finale im finnischen Kontiolathi nachgeholt werden.
Keine Identifikationsprobleme hatten die DDR-Sportler: Auch ohne Frank-Peter Rötsch, der sich dem autoritären Stil des Trainers nicht mehr beugen wollte, holten sie sich den Mannschafts-Herrentitel. Außerdem löste Mark Kirchner Frank Luck als 10-km-Champ ab.
Doch während in Oslo die erste DSV-Garnitur trauerte und schmollte, zeigte sich der Nachwuchs bei der Junioren-WM in Sodankylä (Finnland) wenig schwermütig. Sechs Medaillen zogen die Youngster ab, davon die Mädchen Uschi Disl, Martina Stede und Dorina Pieper eine güldene in der Mannschaft. Silber holten die Buben Johannes Hackl, Martin Roßberger und Markus Quappik. Jürgen Wallner wurde Zweiter über 15 Kilometer, Martina Stede erhielt Bronze über 7,5 Kilometer, ebenso die beiden Staffeln.
michaela
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen